Präsident und Kommandant Heinz-Günther Hunold hieß die Freunde, Gäste und Mitglieder seiner Korpsgesellschaft via Videoschaltung beim Regimentsexerzieren 2022 willkommen
-hgj/nj- Sehnsüchtig hatten die Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 auf ihr Regimentsexerzieren (RegEx) gewartet. Letztmalig fand mit Publikum der RegEx vor 767 Tagen am 7. Januar 2020 statt, da dieser Abend fürs Korps, die zahlreiche befreundeten Karnevalsgesellschaften, Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Medien in der Session 2021 im Hinblick auf das Pandemiegeschehen und den damit behördlich erlassenen Verfügungen physisch pausieren mußte und in der vergangenen Session nur visuell und intern über Smartphones, Tablets und andere Bildschirme flimmerte.
Lediglich die Aufzeichnung in den Studios von RTL West und einige Außenausnahmen waren in 2021 möglich. Allerdings nur mit einer sehr abgespeckten Mannschaft, welche sich überwiegend aus den Herren des Majorats, oder sonstigen hochverdienten Roten Funken wie unter anderem Oskar Hamacher oder dem Besuch bei „Agrippina Kurasch“, der Oberbürgermeisterin Henriette Reker aufs minimalste begrenzten.
Auch in dieser Session, in der frei nach dem vom Festkomitee ausgelobten Rosenmontagsmotto „Alles hät sing Zick“ der Kölsche Fasteleer wieder Fahrt aufnehmen sollte, konnte und durfte das Regimentsexerzieren nicht am 11. Januar 2022 stattfinden, sondern mußte vorerst wieder ruhen. Am 12. Februar diesen Jahres durften sich sodann endlich die Türen zum großen Fest- und Bankettsaal des Vier-Sterne-Hotels Maritim am Heumarkt öffnen, wo die Roten Funken die Mitglieder ihrer vier Knubbel („Streckstrump“ – I. Knubbel, „Öllig“ – II. Knubbel, „Dopp“ – III. Knubbel und „Stoppe“ – IV. Knubbel), wie auch alle geladenen Gäste begrüßen konnten.
Ein Roter Funken fehlte allerdings, welcher eigentlich auch die wichtigste Persönlichkeit an diesem Abend war: Präsident und Kommandant Heinz-Günther Hunold, befand sich ausgerechnet bei einer der hochrangigen Veranstaltungen seines in der kommenden Session 200 Jahre alt werdenden Traditionskorps in Quarantäne und verfolgte den Abend als Live-Stream aus seinem Haus im Kölner Stadtteil Hahnwald.
Von hier eröffnete die „Laachduuv vun d´r Ülepooz“, wie der interne Biername des Präsidenten ist, nach der Begrüßung des Korpskommandanten Dirk Wissmann das diesjährige Regimentsexerzieren. Mit Dirk Wissmann „Appelzien“, hatte der Vorstand einen Funken gefunden, der aufgrund seiner Funktion einer der Insider im Funkenleben der Kölsche Funke ist und somit prädestiniert war, auch die Gesamtmoderation des Abends leiten zu können.
Sodann folgte die erste von vier „Funken-Kumeden“, die alljährlich von allen Knubbeln für das Regimentsexerzieren vorgeführt, oder wie gestern Abend aufgezeichnet wurden. Hierbei hatte der II. Knubbel der Roten Funken das Leben ihrer „Laachduvv Hunold des Älteren“ unter die Lupe genommen, welcher zur Champions League des Kölner Karnevals gehört. Resümierend stellten die Akteure fest: „Heinz-Günther, Sonnenklar! Du bis der Prä-hä-siedentenstar“.
Nach der Ähzezupp, die zur leiblichen Stärke der Funken und ihrer Gäste immer zum Spektakel der RegEx gehört, war der I. Knubbel mit seiner Kumede parat, deren „Laach do ens nit-Spielshow“ als Persiflage der TV-Sendung „LOL: Last One Laughing“ ins Brauhaus führte. Hier kristallisierten sich rechts zügig Gewinner und Verlierer heraus, da Mimik, Gestik ohne zu kitzeln den einen oder anderen Funken schnell disqualifierte.
Gleich drauf stand die „Kötterbüchsen-Aktion“ der Kölsche Funken im Fokus des Abends, durch die bereits in wenigen Jahren – auch während den beiden von Corona stark gebeutelten Sessionen – mehrere Hundertausend Euro gesammelt werden konnten. Mit ihren „Kötterbüchse“ (Sammeldosen) sammelt das Korps nicht nur bei eigenen Veranstaltungen, sondern auch im Bereich der Alt- und Innenstadt Kölns und wird hierbei tatkräftig durch Elfi Scho-Antwerpes als ehemalige Bürgermeisterin der Domstadt unterstützt.
2021 stand die Aktion unter dem Aspekt nach dem Kinderschutzbund in 2020 der Quaker-Nachbarschaftshilfe Hilfe zu leisten. Hinzu kam noch die Flutkatastrophe im Ahrtal, wo einige Roten Funken ihre Heimat gefunden haben. So soll in der extrem stark betroffenen Ahr-Gemeinde Rech ein neuer Generationenplatz entstehen, für dessen Bau im völlig zerstörten Ortskern eine Summe von € 100.000,00 veranschlagt ist. Neben dem Roten Funk mit dem Biernamen „HöhnerZüngelchesZäusjesZüppche“ Benjamin Vrijdaghs, holte Dirk Wissmann unter anderem auch den Recher Ortsbürgermeister Dominik Gieler aufs Podium, welche gemeinsam über die Flut vom 14. auf den 15. Juli letzten Jahres mit unsäglichem Leid für alle Bewohner und der Verwüstung der Wassermassen berichteten.
Zurück zu den Kumeden. Über den Funk im Lockdown, der nicht nur das Alltagsleben eines jeden verändert, sondern bei den Mitgliedern eines Knubbels weitere Einschnitte bedeutet, hatte der IV. Knubbel einen Film gedreht und unter dem Titel „Pandemie ich kann nit mieh“ die Trostlosigkeit ohne Fastelovend und rot-weißes Vereinsleben der letzten beiden Jahre schildert.
Vor der Präsentation der letzten Kumede beim RegEx 2022 des III. Knubbels „Willkommen aus dem Lockdown“, bei der eine „Dillendopp Inhouse-Marketing Agentur“ die Schönheit der Mömmesfahtren entdeckten, standen die zahlreiche Ehrungen von verdienten Funken und die Ernennungen von Persönlichkeiten zu Ehren-Funken-Chargen an.
Außerdem stand das Tanzpaar der Funken Judith Gerwing und Florian Gorny im Mittelpunkt des abendlichen Geschehens, wozu die Gesellschaft die schönsten Bilder ihrer tänzerischen Akzente in einem Film zusammenpackte. Eigentlich wollte Judith Gerwing ihre Karriere als Maire der Kölsche Funke rut-wieß beenden, da aufgrund ihres beruflichen Wechsels keine Zeit mehr für das aufwendige ganzjährige Proben und die Auftritte auf eigenen Bühnen oder bei Aufzügen in anderen Sälen ausreicht. Dem wollte sich auch ihr „Funkendoktor“ (Tanzoffizier) Florian Gorny anschließen, der nach den berauschenden Jahren mit seiner Marie nicht mit einer anderen Tänzerin über die Bühnen wirbeln wollte, da er sich ebenfalls beruflich weiterentwickelt hat.
Nach eingehenden Gesprächen konnte der Funken-Vorstand Judith und Florian dennoch davon überzeugen, daß die kommenden Session für die Roten Funken im Hinblick auf das 200. Jubiläum eine besondere und wichtige Jubiläumssession sein wird, und, man ungern auf die tänzerischen Höchstleistungen des karnevalistischen Tanzsports von Judith und Florian verzichten wolle. Nach Rücksprachen der beiden Tänzer mit ihren Arbeitgebern, bleiben beide den Roten Funken bis Aschermittwoch 2023 erhalten, wofür stellvertretend für die Gesellschaft Dirk Wissemann den Dank vor Publikum und Funkenfamilisch aussprach.
Große Augenblicke warfen sodann ihrer Schatten voraus, denn das Kölner Dreigestirn mit „Prinz Sven I.“, „Bauer Gereon“ und „Jungfrau Gerdemie“, war der Einladung des Funken-Majorats gefolgt und grüßte mit ihren Reden und ihrem Sessionslied das Publikum des Regimentsappells. Gleichzeitig dankten die Roten Funken Prinz und Bauer mit der Ernennung zum „EHREN-Funke-Hauptmann der Reserve“, wie auch Dr. Björn Braun als amtierende Kölner Jungfrau mit der Beförderung zum „EHREN-Funke-Oberwachtmeister der Reserve“.
Zwischendurch zeigte der Regimentsspielmannszug – das auch nach der ultralangen Corona-bedingten Unterbrechung – sowohl deren musikalische Spielfreude ununterbrochen anhält, und man regelmäßig in Zoomveranstaltungen, wie auch unter freiem Himmel sofern zulässig, stets alle Musikstücke in den vergangenen 23 Monate einstudiert und verfeinert hat. Hierfür zollte nicht nur die Gesellschaft ihren Musikern Dank, sondern auch das gutgelaunte und sehr karnevalsaffine Publikum, welches sich nicht mehr auf den Stühlen halten konnte und die Lieder mitsang und im Arm liegend zu den Tankten mitschunkelte.
Mit dem Besuch von Kurt Wietheger und Dr. Marco Schauermann als Schatzmeister und ehemaliger Präsident der KG Treuer Husar, stand ein ganz besonderer Augenblick an. Denn es ist nicht üblich, daß Freunde anderer Korps- oder Karnevalsgesellschaften bei einem Appell, wie es der RegEx ist, das Wort erlaubt wird. Allerdings sollte hier und heute ein bedeutendes Vorstandsmitglied er Kölsche Funke geehrt werden, dem man zugleich auch noch den Schatzmeister der Altstädter Köln Michael Robens zur Seite stellte. Beide, Michael Robens und Peter Pfeil, dem Schatzmeister und somit Vermögensverwalter der Kölsche Funke, sprachen Kurt Wietheger und Marco Schauermann die Glückwünsche des Treuen Husar aus und beförderten die beiden Schatzmeister ehrenhalber zum „Rittmeister à la Suite“ der KG Treuer Husar Blau-Gelb von 1925 e.V. Köln mit sofortiger Wirkung aufgrund Übergabe der Urkunden und der Kärtzchen.
Sodann gehörte das Podium im Hotel Maritim beim Aufzug des Korps den Musikern, Uniformierten und dem Tanzpaar, welche sich mit Funkentanz, Wibbeldanz und sodann mit den Tänzen von Judith Gerwing und Florian Gorny eindrucksvoll vor den Gästen im Saal zeigten, und hierfür bei stehenden Ovationen anhaltenden Applaus einheimsten.
Nunmehr standen noch zwei Höhepunkte an: So die Vorstellung und Aufnahme eines inaktiven neuen Roten Funken und die Vereidigung von fünf neuen aktiven Rekruten, die ihren Funkeneid nachsprachen und hierzu auf dem Plaggen der Gesellschaft ihre rechte Hand auflegten. Leider konnte ein neuer Funk aus diesem Kreis, der die zweijährige Hospitanz erfolgreich hinter sich gebracht hatte, diese Zeremonie nicht persönlich ableisten, da er durch seinen PCR-Test in Quarantäne befand und zur Vereidigung via Zoom zugeschaltet werden mußte.
Krönender Abschluß des Regimentsexerzieren, das hoffentlich im kommenden Jahr zum 200. Funken-Geburtstag wieder im üblich großem Rahmen, und somit wie alt her stattfinden soll, war der Große Zapfenstreich des Regimentsspielmannszuges, der hierzu vom Saalorchester Helmut Blödgen mit seinen 17 Musikern zu vorgerückter Stunde unterstützt wurde, und somit dem unvergeßlichen Abends den prunkvollen Abschluß gab.
Quelle und Fotos: © 2022 Hans-Georg „Schosch“ und Niklas Jäckel/typischkölsch.de
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