Sonntag, 6. Mai 2007
Koblenzer Tollitäten (Prinzen und Confluentiae) 1824 bis 1948
Von Hans-Georg „Schosch“ Jäckel

KOBLENZER PRINZEN
1824 bis 1914 (bis zum Ersten Weltkrieg)

1824 ???
1825 ???
1826 ???
1827 nicht zu ermitteln siehe auch 2000 Jahre Fasenacht in Koblenz; Buslau 1976, Seite 160 Ahnentafel
1828 nicht zu ermitteln siehe auch 2000 Jahre Fasenacht in Koblenz; Buslau 1976, Seite 160 Ahnentafel
1829 nicht zu ermitteln siehe auch 2000 Jahre Fasenacht in Koblenz; Buslau 1976, Seite 160 Ahnentafel
1830 ???
1831 ???
1832 ???
1833 ???
1834 ???
1835 ???
1836 ???
1837 ???
1838 Lehnen, Jakob
1839 unbekannt
1840 unbekannt
1841 unbekannt
1842 unbekannt
1843 Marhöfer, J.
1844 Saffenreuter, Franz – offizieller Prinz – Gesellschaft „Courant“
1845 Vollkommen, Heinrich – verwunschener Prinz – Gesellschaft „Blumenkörbchen“
1846 unbekannt
1847 unbekannt
1848 unbekannt
1849 unbekannt
1850 unbekannt
1851 unbekannt
1852 unbekannt
1853 unbekannt
1854 unbekannt
1855 unbekannt
1856 unbekannt
1867 unbekannt
1858 unbekannt
1859 Perner, Peter
1860 Kröll, Josef
1861 unbekannt
1862 unbekannt
1863 Bläser, ???
1864 unbekannt
1865 unbekannt
1866 Schmidt, Willy
1867 unbekannt
1868 unbekannt
1869 Hackenbruch, Josef
1870 Fellinger, ???
1871 unbekannt
1872 Rittel, Georg
1873 Ledosquet, Peter
1874 Krumm, Franz
1874 Leger, Johann
1875 Erlemann, Wilhelm
1876 Linde, Ernst
1877 Linde, Ernst
1878 Delvaux, Lorenz
1879 unbekannt
1880 unbekannt
1881 unbekannt
1882 unbekannt
1883 unbekannt
1884 unbekannt
1885 unbekannt
1886 unbekannt
1887 Meerbach, Jakob
1888 unbekannt
1889 Mathis, Alexander
1890 unbekannt
1891 Krämer, Heinrich
1892 unbekannt
1893 Dienz, Georg
1894 unbekannt
1895 Creusen, Jean
1896 unbekannt
1897 Marmann, Engelbert
1898 Dietz, Josef
1899 Knuffmann, Jakob – „Prinz Jakob I. Knuff von Knuffenstein“
1900 Schottler, Peter
1901 Reinhardt, Wilhelm
1902 Stollewerk, Josef – „Prinz Willy II. von und zu Stollwerkshausen“
1903 unbekannt
1904 Wilson, Willy
1905 Hillesheim, Philipp
1906 unbekannt
1907 unbekannt
1908 unbekannt
1909 unbekannt
1910 unbekannt
1911 unbekannt
1912 Gaß, Franz – „Prinz Franz II. von der Löhr“
1913 unbekannt
1914 Siegfried, Heinrich oder Heinrich, Siegfried

Quelle:
Geschichte des Coblenzer Karnevals 1824-1912 von Josef Eisenach.

KOBLENZER PRINZEN
1915 BIS 1933 (während und nach dem 1. Weltkrieg)

1915 ohne
1916 ohne
1917 ohne
1918 ohne
1919 ohne
1920 ohne
1921 ohne
1922 ohne
1923 ohne
1924 ohne
1925 ohne
1926 ohne
1927 ohne
1928 ohne
1929 ohne
1930 ohne
1931 ohne
1932 ohne
1933 ohne

KOBLENZER PRINZEN
1934 bis 1939 (bis zum 2. Weltkrieg)

1934 Dahm, Johannes – „Prinz Johannes von der Unionburg“
1935 Eger, Adolf – „Prinz Adolf I. von und zu Egerstein“
1936 Lescrinier, Willy – „Prinz Willy von Lescrinesien“
1937 Ebertz, Johannes – „Prinz Johannes von der Ley“
1938 Schneider, Josef „Jupp“ – „Prinz Jupp von Tubendorf“
1939 Flohr, Jupp – „Prinz Jupp dä Flohribus“

KOBLENZER PRINZEN
1940 bis 1945 (während des 2. Weltkriegs)

1940 ohne
1941 ohne
1942 ohne
1943 ohne
1944 ohne
1945 ohne

KOBLENZER PRINZEN
1946 bis 1948 (nach dem 2. Weltkrieg)

1946 ohne
1947 ohne
1948 ohne

KOBLENZER NACHKRIEGS-PRINZEN UND NÄRRISCHE STADTHALTER
1949 bis 1970

1949 Dassel, Walter – „Walter I. – Prinzenstatthalter“
1950 Brüning, Heinz – „Prinz Heinz von Uhranien“
1951 Seelig, Peter – „Prinz Peter I. vom Schieferstein“
1952 Kratz, Werner – „Prinz Werner im Glück“
1953 Dommermuth, Jupp – „Prinz Jupp vom Hobelspan“
1954 Zirwes, Heinrich – „Prinz Heinrich von der Farbenpracht“
1955 Michiels, Heinrich – „Prinz Heini der Racker“
1956 Blaumeiser, Paul – „Prinz Paul vom überschäumenden Humpen“
1957 Gorges, Walter – „Prinz Walter II. vom goldenen Posthorn“
1958 Dr. Orel, Hubert – „Prinz Hubert I. von närrischen Jagen“
1959 Jechel, Wienand – „Prinz Wienand I.“ (nur für den kath. Leseverein)
1960 Kassung, Heinz – „Prinz Heinz der Maler“
1961 Lütke, Gerhard – „Prinz Gerd von Tex und Til“
1962 Queng, Helmut – „Prinz Helmut, der närrische Postillion“
1963 Queng, Helmut – „Prinz Helmut, der närrische Postillion“
1964 -ohne-
1965 Reinhardt, Rudi – „Prinz Rudi I. von der Großem Koblenzer Karnevalsgesellschaft“
1966 Seidler, Ortwin – „Prinz Ortwin I. vom edlen Sekt“
1967 Lonz, Günter – „Prinz Günter I. von Telex und Postalien“
1968 Dommermuth, Peter – „Prinz Peter II. von der Großen“
1969 Mann, Heinz – „Prinz Heinz III. vom närrischen Zirkel“
1970 Heuchemer, Hans – „Prinz Hans vom Goldenen Eck“

KOBLENZER CONFLUENTIAE
1959 bis 1970

1959 Blaumeiser, Paul – Confluentia Paula ???
1960 ohne
1961 ohne
1962 ohne
1963 ohne
1964 Link, Margarete – „Confluentia Margarete“
1965 Wörsdörfer, „Ria“ Maria – „Confluentia Ria“
1966 Grindel, „Otti“ Otilie – „Confluentia Otti“
1967 Kratz-Kluth, „Hanni“ Johanna – „Confluentia Hanni“
1968 Diepenbeck, Hilde – „Confluentia Hilde“
1969 Kraemer, Anneliese – „Confluentia Anneliese“
1970 Löhr, Anneliese – „Confluentia Anneliese“

KOBLENZER PRINZEN UND CONFLUENTIAE
1971 bis 2010

1971 Doetsch, August/Kohns, Marie-Luise – „Prinz August I. von der Eul´“ und „Confluentia Marie-Luise“
1972 Apelt, Werner/Poppe, Ilona – „Prinz Werner II. vom Königlichen Bach“ und „Confluentia Ilona“
1973 Loetschert, Toni/Fischer, Anneliese – „Prinz Toni I. von Hot Gun Western City“ und „Confluentia Anneliese“
1974 Mutsch, Hubert/Poqué, Helga – „Prinz Hubert II. der närrische Musketier“ und „Confluentia Helga“
1975 Legrand, Hans-Hugo/Legrand, Ellen – „Prinz Hans-Hugo I. vom Schängel-Humpen“ und „Confluentia Ellen“
1976 Grindel, Heinz/Welling, Christa – „Prinz Heinz vom Goldenen Humor“ und „Confluentia Christa“
1977 Dahmen, Walter/Hoernchen, Edith – „Prinz Walter I. vom Blumeneck“ und „Confluentia Edith“
1978 Kesseler, Gerd/Tingelhoff, Doris – „Prinz Gerd vom Goldenen Schlüssel“ und „Confluentia Doris“
1979 Dommermuth, Adi/Wankelmuth, Petra – „Prinz Adi I. vom feurigen Brenner“ und „Confluentia Petra“
1980 Draser, Paul/Eitel, Ingeborg – „Prinz Paul von Zitz on Zores“ und „Confluentia Ingeborg“
1981 Schmidt, Rudi/Klöckner, Agnes – „Prinz Rudi vom Dahl“ und „Confluentia Agnes vom sprudelnden Born“
1982 Pieper, Friedhelm/Hommen, Ute – „Prinz Friedhelm I. von Metternich“ und „Confluentia Ute“
1983 Kölsch, Heinz/Rumpler, Brigitte – „Prinz Heinz vom Neuendorfer Eck“ und „Confluentia Brigitte“
1984 Hartung, Wolfgang/Bachmann, Maria – „Prinz Wolfgang I. der närrische Schängel“ und „Confluentia Maria“
1985 Poth, Bernd/Wirtz, Michaele – „Prinz Bernd I. vom Hoschemer Käs“ und „Confluentia Michaele“
1986 Buslau, Dieter/Buslau, „Winnie“ Malwine – „Prinz Dieter I. von der magischen Feder“ und „Confluentia Winnie“
1987 Hünermann, Claus/Valerius, Anke – „Prinz Claus I. vom Narrenschiff“ und „Confluentia Anke“
1988 Scherf, Rigo/Baulig, Monika – „Prinz Rigo der närrische Flößer“ und „Confluentia Monika“
1989 Koenitz, Detlef/Möhlich, Sylvia – „Prinz Detlef von Gulisa“ und „Confluentia Sylvia“
1990 Galla, Otto/Dott, Elke – „Prinz Otto der I. vom Königlichen Bach“ und „Confluentia Elke“
1991 Börner, Detlef/Draser-Martin, Hanne – „Prinz Detlef vom Fliesen-Eck“ und „Confluentia Hanne“
1992 Börner, Detlef/Draser-Martin, Hanne – „Prinz Detlef vom Fliesen-Eck“ und „Confluentia Hanne“
1993 Casel, Ed „Eduard“/Kräber, Monika – „Prinz Ed der närrische Dähler“ und „Confluentia Monika“
1994 Hörter, Michael/Jost, Karin – „Prinz Michael I.“ und „Confluentia Karin“
1995 Volk, Felix/Fischer, Yvonne – „Prinz Felix I. der närrische Sonnesteiber“ und „Confluentia Yvonne“
1996 Seith, Jürgen/Poss, Elke – „Prinz Jürgen der Luftikus“ und „Confluentia Elke“
1997 Lang, Dieter/Diell, Sandra – „Prinz Dieter I. von der Großen“ und „Confluentia Sandra“
1998 Dötsch, Manfred/Dötsch, Gaby – „Prinz Manfred I. der närrische Troubadour“ und „Confluentia Gabriele“
1999 Kullak, Olav/Wilhlemi, Martina – „Prinz Olav I. von Feuer und Flamme“ und „Confluentia Martina“
2000 Tönnes, Manfred/Lettmann, Andrea – „Prinz Manfred der Neuendorfer Geck vom Zischke Eck“ und „Confluentia Andrea“
2001 Möhlich, Franz-Josef/Piepiorka, Heike – „Prinz Franz-Josef vom Spaß an der Feud“ und „Confluentia Heike“
2002 Bretz, Hermann-Josef „Jupp“/Schreiber, Jenny – „Prinz Jupp vom Goldenen Euro“ und „Confluentia Jenny“
2003 Ackermann, Frank/Vulicevic, Christina „Tina“ – „Prinz Frank I.von Tele und Vision“ und „Confluentia Tina“
2004 Neulen, Kurt-Wilhelm/Aigner, Sandra – „Prinz Kurt I. von Mussel un Rhein“ und „Confluentia Sandra“
2005 Kissel, Dirk/Kissel, Anja – „Prinz Dirk I. der Layer Geck vom Deutschen Eck“ und „Confluentia Anja“
2006 Holzmann, Sven(Merz-Balmes, Daniela – „Prinz Sven I. der Bäck vom Eck“ und „Confluentia Daniela“
2007 Otto, Stephan/Cremer, Heike – „Prinz Stephan I. vom Dähler Born“ und „Confluentia Heike“
2008 Müller, Bernd/Martini, Renate – „Prinz Bernd der närrische Niederberger“ und „Confluentia Renate“
2009 Balter, Hans-Dieter/Dötsch-Müller, Verena – „Prinz Dieter der närrische Fuhrmann und „Confluentia Verena
2010 Perz, Marcus/Claudia Probst – „Prinz Marcus I. von Druck und Narretei“ und „Confluentia Claudia“
2011 Eulgem, Udo/Elmers, Susi – „Prinz Udo der BUGA-Prinz von Kowelenz und „Confluentia Susi
2012 Stefan, Strunk/Illmer, Daniela – „Prinz Stefan von Fuge und Musik und „Confluentia Daniela
2013 Ebeling, Peter/Ebeling, Christiane – „Prinz Peter der Große der Märchenprinz von Kowelenz“ und Confluentia Christiane
Christiane Ebeling
2014 Thiel, Markus/Hofmann, Gaby – Prinz Markus I. vom närrsichen Circus Waschem und „Confluentia Gaby“
2015 Eierstock, Eric/Urmetzter Daniela – „Prinz Eric vom närrsichen Eck und „Confluentia Daniela“
2016 ???/??? – Prinz ??? und Confluentia ???

© Hans-Georg „Schosch“ Jäckel 1989-2011

aktualisiert: 11. Januar 2015
Dienstag, 1. Mai 2007
Dat ABC der „Kowelenzer Faasenacht“ – Wissenswertes, historisches und interessantes
Von Hans-Georg „Schosch“ Jäckel

A wie Aschermittwoch

Am „Aschermittwoch“ ist alles vorbei. Dies spiegelt sich nicht nur in der Tatsache wieder, daß es einen alten von Jupp Schmitz intonierten Karnevalsschlager, aus dem Jahre 1952 gibt sondern auch, daß alles närrische feiern an diesem Tag zu Beginn der Fastenzeit endet, und erst mit dem „Elften im Elften“ wieder beginnt. Am Aschermittwoch, treffen sich in vielen Karnevalshochburgen am Mittelrhein, die meist katholischen Künstler und begehen traditionell den Aschermittwoch der Künstler mit einem Gottesdienst, um hier durch einen kirchlichen Würdenträger das Aschenkreuz zu empfangen. In den Abendstunden des Aschermittwochs treffen sich letztmalig vor der Zeit der Besinnung, der inneren Einkehr und des Fastens, die Karnevals- und Möhnengesellschaften, diesmal jedoch ohne Uniform, Mütze und Orden, um zum Abschluß des Session gemeinsam in der Form eines Fischessens Abschied von den tollen Tagen zu nehmen. In Koblenz zählte der „Aschermittwoch“ schon im 15. Jahrhundert, der auch kurz „Eschtag“ genannt wurde, zu dem Hauptfastnachtstag. Dieser Tag, der als Tag aller Tage galt, vereinte Edelleute, hohe Beamte, und Geistliche, die sich am Eschtag regelmäßig ein Stelldichein gaben. An diesem Tage war auch der Kurfürst zugegegen, um bei Speis und Trank dem Spiel und Tanz und den Mummenschanz (Mummereien) der Gauckler beizuwohnen. Charakterlich für den Aschermittwoch war es in früheren Jahrhunderten auch, diesen Tag als Gerichtstag zu verwenden.

B wie Brauchtum, Büttenmarsch und Bütt

Unter dem Begriff „Brauchtum“ versteht man, alte Traditionen und Bräuche zu pflegen und sie für die nachkommenden Generationen weiter fortzuführen und dem jeweiligen Zeitempfinden anzupassen. Der rheinische Karneval war stets ein solche Tradition die ohne einen Bruch mit der Vergangenheit zu begehen, den-noch stets mit der Zeit lebte und sich kontinuierlich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt und von Jahrhundert zu Jahrhundert weiterentwickelt. Nicht zuletzt deshalb sind neben den Schützengesellschaften und den Kirmesvereinen gerade die Karnevalsvereine und die Möhnenclubs zu den Brauchtumshüter einzuordnen.

Der „Büttenmarsch“ ist die Musik, die dann erklingt, wenn der Akteur (Redner, Tänzer oder Sänger) auf die Bühne oder von der Bühne geleitet wird. Wohl der bekannteste Büttenmarsch überhaupt ist der „Narrhallamarsch“ dem Jahre 1845, des österreichischen Militärkapellmeisters Karl Zulehner, der auf der preußisch-österreichischen Bundesfestung in Mainz stationiert war. In Koblenz erklingt dieser Marsch nur hie und da, weil die Koblenzer einen eigenen Büttenmarsch ihr eigen nennen können, nämlich den bei einer Damensitzung im Januar 1929 erst-mals aufgeführten Marsch der „Kowelenzer Bärjerschleut`“. Den Text hierzu stammt aus der Feder von Jupp Flohr und die musikalische Umsetzung arrangierte das städtische Orchestermitglied Gustav Rudel. Einen Weg in die Herzen der Koblenzer Bevölkerung hatten sich diese Verse recht schnell gebahnt, ganz besonders nach dem zweiten Weltkrieg wo Koblenz in Schutt und Asche lag. Die Zeilen sprachen stets ihre eigene Sprache und machen den Lebensmut, der in der Schängelstadt lebenden Bevölkerung deutlich:

„Mir Kowelenzer Bärjerschleut´, mir trinn dä Kopp stets huh, on es och noch so schlecht die Zeit, es Faasenacht sein mir fruh“.

Wenn der karnevalistische Redner durch den Sitzungsleiter, dem närrischen Auditorium angekündigt wird, tritt nicht wie der übliche Festredner an ein Rednerpult, sondern steigt im Regelfall immer in eine „Bütt“. Diese Bütt, die in Koblenz verschiedene Formen (Faß, Eule, Wassereimer) hat, agiert als eine Rednerkanzel auf jeder Karnevalsbühne. Als ursprüngliche Form findet man die heutige Bütt auf alten Zeichnungen und Fotografien sowie in schriftlichen Überlieferungen in der Form eines Waschzubers oder einer Waschbütt wieder. Diese hatte und hat die Bewandtnis, daß der Narr absolute Narrenfreiheit besaß und alle Mißstände ohne wenn und aber ansprechen durfte, und somit „schmutzige Wäsche waschen durfte“. Einige Redner haben sich in der heutigen Zeit von der Bütt abgewandt und stehen lieber frei redend im Mittelpunkt der Bühne zum Publikum.

C wie Confluentia

Da ja bekanntlich die Karnevalisten wegen ihrer Heimat- und Brauchtumsver-bundenheit über ihr Klientel bekannt sind, bauten die „Kowelenzer Narren“ schon im 19. Jahrhundert einen festliche geschmückten und mit dem Wappen der Stadt verzierten „Confluentia“-Wagen für ihre Umzüge. Bekanntlich kommt der heutige Name Koblenz aus der lateinischen Übersetzung von „Confluentes“ (Zusammenfluß von Rhein und Mosel).Den Namen Confluentes gaben von über 2.000 Jahren die Römer ihrem Kastell, als sie sich im Bereich der heutigen Altstadt mit einem Kastell niederließen. Als Ende des letzten Jahrhunderts in der Weißergasse die Karnevalsgesellschaft
„Iwwerfiehrte“ („Überführte“) gegründet wurde, gab es eines Tages auch die „Dame Confluentia“ für die die „Iwwerfiehrte“ über Jahrzehnte hinweg einen entsprechenden Wagen für den Rosenmontagszug bastelten und diesen auch besonders schön ausstaffierten. Viele der „Weißergässer“ verkörperten bei den Umzügen auf ihren Wagen die ver-schiedensten Personen, wie „Vater Rhein“, „Mutter Mosel“ u.a. Für die „Confluentia“ wurde auf den Rosenmontagsfahrzeugen ein Kelch oder ein Schiff geschaffen, aus dem sie den närrischen Untertanen zujubelte. Zu dieser Zeit führte diese Karosse an der Spitze des Zuges den närrischen Lindwurm an. Der Prunkwagen des Prinzen folgte als letzter allen anderen Wagen, denn er stellte damals wie heute den närrischen Herrscher über seine Vaterstadt Koblenz dar. Dieses bleibt auch bis zum letzten Rosenmontagszug vor dem 2. Weltkrieg im Jahre 1939 so. Als sich die Karnevalisten und Möhnen in Koblenz nach Ende diese verheerenden Krieges neu organisieren und formieren, scheint es, als sei die ehrwürdige Dame gänzlich in Vergessenheit geraten Zu all diesem kommt noch die Tatsache, daß die „Iwwerfiehrten“ nicht direkt in den Nachkriegsjahren wieder zusammengefunden haben, sondern als Möhnenverein im Verlauf der 50er Jahre. Als der damalige Präsident der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval, Peter Steffgen, im Jahre 1959 plötzlich ohne einen Prinzen dasteht, weil niemand für dieses Amt zu finden war, tüftelt er mit dem Prinzen der Session 1955/56, Paul Blaumeiser einen Plan aus. Auf dem bereits gebauten Prinzenwagen zog Ex-Prinz „Paul vom überschäumenden Humpen“ verkleidet als „Dame Confluentia“ durch die Straßen der sich im Wiederaufbau befindlichen Alt- und Innenstadt, und rettete charmant die Situation. Werner Kratz, der Präsident der KK Funken Rot-Weiß, sah in diesem Fakt eine Bereicherung für den Koblenzer Karneval und ließ sich trotz aller gegenteiliger Stimmen und Unkenrufe nicht beirren, daß die Confluentia zur „Kowelenzer Faasenacht“ gehört, wie die Butter zum Brot. Diese Idee setzte Werner Kratz, bedingt durch die Proteste, erstmals in seiner eigenen Gesellschaft um und bereicherte somit die Trockensitzungen im legendären „Film-Palast“ in der Koblenzer Löhrstraße. Von 1964 bis 1970 erschienen immer wieder andere junge und gutaussehenden Damen im Ornat der weiblichen Repräsentantin und zogen zunächst mit ihrem kleinen Hofstaat in die Säle der Vereine ein. Zu dieser Zeit wäre es noch undenkbar gewesen, daß Prinz und Confluentia gemeinsam auf einer Sitzungsbühne stehen. Doch die Zeit schritt voran und wandelte auch die Gemüter der organisierten Narren. 1971, dem Jahr indem die KG Funken Rot-Weiß-Gold, Koblenz-Metternich, erstmals in ihrer Vereinsgeschichte einen Prinzen (August I. von der Eul´ – August Doetsch) stellten , wurde Werner Kratz dank seiner Entschlossenheit und Siegessicherheit zum ungekrönten Sieger. „Prinz August“ zog als erster zusammen mit seiner Confluentia, die damals von Marie-Luise Kohns verkörpert wurde, nicht nur von Saal zu Saal, sondern auch bei allen Veranstaltungen durch die närrischen Wochen. Tapfer meistert sie mit ihrem Prinzen alle Termine von der Sitzung über die Erstürmung des III. Korps (heutiges Heeresführungskommandos), die Schlüsselübergabe und den Rosenmontagszug. Die Confluentia hatte sich somit durchgesetzt und schnell integriert. Die Confluentia die in der Session 1997/98 dieses Amt in der „Faasenacht“ verkörpert ist die siebenundzwanzigste Nachfolgerin von Marie-Luise Kohns und meistert dieses ehrenvolle Amt wie alle ihre Vorgängerinnen und ist zugleich ein charmantes und reizvolles Pondant zum Prinzen Karneval in der Rhein-Mosel-Stadt.

D wie Der „Elfte im Elften“ und die Zahl „Elf“

Gerade im November, einem Monat der bei den Christen der verschiedenen Konfessionen als der Monat für Trauer, Vergänglichkeit und Besinnung mit den Verstorbenen zählt, beginnt auch der Karneval. Eigentlich müßte dies für jeden unlogisch sein, da in einem Zeitraum der Trauer die Abfolge von Freudenfest als pietätlos empfunden wird. Dieser zeitliche Ablauf in einer solch gefühlsbetonten Dekade geht aber auf Rieten und Traditionen der germanischen, griechischen und römischen Kulturen zurück. Diese ursprünglichen Kulte reichen bis in die Römerzeit. An einer geschichtlichen Überlieferung für den „Elften im Elften“. fehlt es auf keinem Fall, da sich die gallische Kirche nicht wie sich vermuten läßt auf den Advent oder die Weihnachtszeit, sondern auf das damalige Hauptfest der Epiphanie am 6. Januar vorbereitete. Wie die Fastenzeit ab Aschermittwoch, war auch die Adventszeit eine Zeit des Fastens, die nach dem Martinstag am 11. November, begann und exakt 56 Tage dauerte. Ab der Mitte des letzten Jahr- hunderts entwickelte sich der „Elfte im Elften“ allmählich zur feierlichen Eröffnung für den Beginn der Karnevalszeit. An diesem Tage treffen sich Tausende Menschen im Rheinland und feiern z.B. in Köln bei einer Open-Air-Veranstaltung um 11 Uhr 11 gemeinsam den Start in die noch junge Session auf dem Alter Markt. Nicht viel anders ist dies in anderen Städten der Rheinschiene. In Koblenz starte die Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval (AKK) 1950 e.V., gemeinsam mit ihren angeschlossenen Karnevals und Möhnenvereinen am Abend des 11. im 11. mit einem buntgemischten Programm im Mosel-Tanzpalast in Koblenz-Güls in die Kampagne. Bei diesem ersten Auftreten vor der weihnachtlichen Ruhephase werden in Koblenz der designierte Prinz und die Dame Confluentia und in Köln das ebenfalls noch nicht inthronisierte Dreigestirn (Trifolium) den Karnevalisten vorgestellt.

Die Zahl der Narren und Karnevalisten heißt „Elf“ und bedeutet nichts anders als der Gleichheitsgrundsatz „eins neben eins“. Folglich steht der eine neben dem anderen und ist unter der Narrenkappe dem anderen gleichgestellt, obgleich es völlig richtig ist, daß jeder Geck anders ist. Alle Narren sind demnach Brüder und keiner rangiert darüber oder darunter. Im 19. Jahrhundert, wo dieser Grund-satz der Gleichheit Fuß faßte, lauteten die politischen Parolen im Bezug auf die französische Revolution: E = Egalité, L = Liberté et F = Fraternité , also Gleich-heit Freiheit und Brüderlichkeit. Und auf den ersten Narrenkappen. die aus dem Kölner Raum im Jahre 1827 die Karnevalisten eroberten und einen Ausdruck für „gleiche Narren, gleiche Kappe“ verkörperten, standen ebenfalls die Worte: Frei-heit und Gleichheit. Auf eine andere Deutung dieser Zahl kommen die Fast-nachts- und Brauchtumsforscher im Bezug auf den religiösen Symbolcharakter Dem christlichen Menschen gilt diese Zahl als Zahl der Sünde. Sie überschreitet das Gesetzt der „Zehn Gebote“ und erreicht nicht die „heilige Zwölf“. Letztend-lich überwindet der Narr diese Hürde durch das Aschenkreuz und die Akzeptanz des Aschermittwochs. Und um die Narrenzahl zu hegen und zu pflegen, lassen sich die Karnevalisten vieles einfallen. Man denke hier an den Elferrat indem elf Räte sitzen oder das die Veranstaltung jeweils elf Minuten nach der vollen Stunde anfangen z.B. 11 Uhr 11 oder 20 Uhr 11. Elf närrische Paragraphen verliest der Hofmarschall bei der Proklamation oder die Inthronisation der närrischen Herrscher und die Jubiläen werden nicht nur im 25er Rhythmus gefeiert, sondern vielmehr an jedem Geburtstag der durch elf teilbar ist. Neben den im Laufe der Jahre vielzähligen Geburtstage beginnend mit 1 x 11 Jahre gefeiert werden, zählt das 111jährige Jubiläum einer Gesellschaft Noch wichtiger ist dann das 121. Jubiläum des Vereins bei dem dann „Elf mal elf Jahre „ gefeiert werden kann.

E wie Elferrat

Der „Elferrat“ ist das Gremium das sich am sog. Elferratstisch um den Leiter der Veranstaltung, den Präsidenten formiert. Diese elf Persönlichkeiten zählen meistens zu den Vorstandsmitgliedern, verdienten aktiven Mitgliedern der Gesellschaft. Früher bestand dieser erlauchte Kreis ausschließlich aus Herren. Heute im Zeitalter der Emanzipation befinden sich in vielen Karnevalsvereinen nicht mehr ausschließlich nur Herren auf den elf Stühlen, auch einige Damen der Gesellschaft reihen sich in das Ambiente des Bühnenraums ein und geben dadurch dem Publikum einen reizvollen und optischen Charakter. Der Präsident der Veranstaltung sitzt immer im Mittelpunkt der Sitzungsbühne und hebt sich durch eine meist erhobene Sitzposition vom übrigen Gestühl ab. Zu den Erkennungs-zeichen des Rates zählen die einheitliche Kleidung, die aus Litewka, Frack, Uniform oder Karnevalskostüm und der obligatorischen Narrenkappe bestehen.

F wie Faasenacht, Funkenmariechen und Fischessen

Die „Faasenacht“, wie der Karneval in Koblenz heißt ist keine Erfindung der Rheinländer, sondern eine Hinterlassenschaft der Römer, die vor 2.000 Jahren diese Feste und damit dieses Brauchtum in den moselfränikschen und rhein-fränkischen Raum, aber auch in andere deutschen Gegenden gebracht haben sollen. In den fünf Jahrhunderten in denen die römischen Herrscher in unserer Region verbringen und leben, nehmen das Wort „leben“ wörtlich und scheuen sich auch nicht davor, mit Einheimischen und anderen Volksstämmen die auf der Durchreise oder auf dem Kriegspfad sind das erlebte und gefeierte leben gemein-sam zu begehen. Auf dieser Art und Weise verschmelzen in den Jahren german-ischen Kulte mit römischen Bräuchen. Als Vorläufer unseres rheinischen Karnevals war stets der Jahreswechsel, der auch in der Vorzeit schon ausgiebig gefeiert wurde. Das die Römer einfallsreich waren und nicht unbedingt mit ihren Kulturellen Bräuchen im römischen Weltreich der Antike sparten und sie auch dort verbreiteten, haben die meisten sicherlich in der Schule gelernt. Aber auch die Römer übernehmen diese Rieten der närrischen Götterfeste von anderen Völkern und Kulturen. Im dritten Jahrtausend vor Christi Geburt soll es in Babylon einen königlichen Priester gegeben haben, der selbst von einem Fest berichtet, daß sieben Tage andauerte und bei dem nur gezecht und gegessen wurde. Die Sklaven und Sklavinnen waren innerhalb dieser Dekade ihren Herren und Herrinnen gleichgestellt und diesen nicht untertan, heißt es. Gefeiert wurde, weil die Tempelweihe nach jeden Neujahrstag anstand. Den Wissenschaftlern, Völkerkundlern und Fastnachts- und Brauchtumsforschern gibt es bis heute unterschiedliche Meinungen darüber, ob in dieser Zeit die Wiege des heutigen Karnevals liegt, da bei den Prozessionen ein riesiges Prunkschiff auf Rädern durch die Straßen zum Heiligtum gezogen wurde. Die ägyptische Göttin Isis, die zugleich auch die Hafengöttin von Alexandria und Schutzgöttin der Seefahrer war, hatte auf ihren Festen ebenfalls diesen Schiffskarren, der mit scherzhaften Masken durchs Land zog. Bei den Nerthus-Festen (germanischen Erdenmutter und Göttin der Fruchtbarkeit) die im Frühjahr gefeiert wurden, wird wiederum ein Götterbild auf einem Wagen zum heiligen Hain gefahren. Auch auf den Dionysien, den alten Freudenfesten der Griechen, findet man den Schiffskarren wieder. Desweiteren trugen die Gefolgsleute von Dionysos, die Mänaden und Satyrn, bei den Umzügen und Theaterspielen lange Stäbe mit Pinienzapfen, die Thyrsosstäbe hießen. Die Satyrn trugen zudem eine Hörnermaske, die als Vor-läufer der heutigen Narrenkappe angesehen werden kann, da diese mit kleinen Schellen verziert war. Der Schiffskarren – „Carrus navalis“ und auch das Fleisch lebe Wohl – „Carne vale“ sind antike Kulte oder vielleicht das spätere christliche Fastenwort, wo raus möglicherweise die Narrtei hervorgeht. Geklärt ist dies bei dato noch nicht, aber was auch immer der Karneval in seinem ursprünglichen bedeutet hat, dieses Phänomen wurde schon lange vor der Geburt Christi als Dämonenkult, Frühlingsfest und auch als kirchliches Fest, mit Zechgelagen, Maskentreiben, Fröhlichkeit und geschmückten Wagen und Umzügen gefeiert. In noch vielen anderen Kultukreisen sind diese alten fundierten geschichtlichen Beispiele zu finden die von der grauen Vorzeit bis unmittelbar zum Sprung ins dritte Jahrtausend fortgeführt, gepflegt und weiterentwickelt wurden. Demnach kann Karneval gar nichts „Unsinniges“ sein, wie viele Zeitgenossen immer glauben.

Der Ausdruck „Funkenmariechen“ zählt eigentlich zu einem Oberbegriff und unterteilt die Mariechen in die verschiedene Kategorien: Funkenmariechen, Gardemariechen und Tanzmariechen. Das Mariechen verschönt nicht nur die Veranstaltungen und versprüht durch ihr Esprit und ihr Temperament Jugend und Fröhlichkeit. Da sie zu den schönsten Mädchen im Verein zählt, zählt sie auch zu den Aushängeschildern der Gesellschaft. Das Tanzmariechen auch Tanz Marie genannt ist noch nicht so alt wie das Mariechen als solches. Bereits im 19. Jahr-hundert als sich die Karnevalisten neu formierten und ihr Treiben neu organisierten und reformierten fehlte bei den Funkenkorps die Marketenderin nicht. Allerdings wird sie zu diesem Zeitpunkt von einem Mann verkörpert . Mit dem Triumphzug der von Gaetano Donizetti verfaßten Oper „Marie, die Tochter des Regiments“, die 1840 in der Pariser Oper ihre Uraufführung findet und ihren Siegeszug durch Europa beginnt, startet auch der Triumphzug des Mariechen, daß bis heute durch seine Bekleidung, militärischer Dreispitz, Uniformrock, Röckchen und Stiefeln und sein temperamentvolles und lustiges Wesen bekannt ist. Nach althergebrachten Überlieferungen resultiert die Tatsache dessen, daß das heutige Mariechen im Karneval etabliert wurde auf der Tatsache, daß im Jahre 1843 die Donizetti Oper am Koblenzer Stadttheater gespielt, aber zunächst nur mit mäßigem Erfolg uraufgeführt wurde. Erst als die 17jährige Tochter des Intendanten Angelika Köhler, ein Jahr später die Titelpartie übernimmt, stellten sich auch in Koblenz Erfolge ein. Am 11. Februar 1844, einem Sonntag, veran-staltet die „Neue Carnevalsgesellschaft“ nachmittags eine Sitzung, die um 6 Uhr 30 nachmittags endet und danach die gesamte närrische Mannschaft mit großen Kostüm, d.h. mit Mütze und Orden unter dem Vorantritt der Musik ins Theater zur Aufführung der „Regimentstochter“ begleitet. Im gleichen Jahre soll die Marie auch im Karnevalsumzug dargestellt worden sein. Im Umzug hat sie wie bekannt und überliefert, ist nur ein einziges mal mitgetanzt, aber im Februar des selben Jahres führte sie gleich mehrere Vereine an, die närrisch tagten und mit Musik, Fahnen und Fackeln ins Theater der Stadt einzogen. Donizetti hat damit den Rheinländern nicht nur die Musik sondern auch eine Kostbarkeit im Karneval geschenkt. In den 30er Jahren dieses Jahrhunderts wurde es aus der Taufe gehoben und ist seit dieser Zeit auch nicht durch eine Mann verkörpert worden, sondern eine richtige Frau. Bis dahin wurde es wie im Kölner Karneval die Jungfrau innerhalb des Dreigestirns von männlichen Mitgliedern des Vereins verkörpert.

Das „Fischessen“ an Aschermittwoch hat in vielen Gesellschaften einen hohen Stellenwert und rangiert bei den Veranstaltungen im Jahreskreis mit auf den vorderen Rängen. Bei diesem ersten Zusammentreffen nach Ablauf der Session treffen sich nochmals alle Mitglieder bei einem gemeinsamen Essen bei dem die schönsten Augenblicke und Eindrücke der Kampagne nochmals Revue passiert werden lassen, aber auch das eine oder andere kritische Wort gesagt wird. Allen ehrenamtlichen Helfern vom Bühnenakteur bis zum Wagenbauer und vom Maskenbildner bis zum Kartenabreiser wird durch den Vorsitzenden oder durch den Präsidenten nochmals Dank und Anerkennung gezollt. Die Unentwegten beginnen bei diesem Treff schon wieder mit den zumeist noch „geistigen“ Plänen für die kommende Session.

G wie Geck

Schon lange, genauer gesagt seit den 70er Jahren, sind die Organisatoren des Koblenzer Karnevals davon abgekommen, jeder Session durch ein neues Motto einen neuen Namen zu geben. Eben seit dieser Zeit heißt das einheitliche Motto „Alles Geck am Deutschen Eck“, daß sich zum „Markenartikel Kowelenzer Faasenacht“ entwickelt hat. Und „Geck“ sind die Koblenzer eigentlich das ganze Jahr. Aber zurück zu Karneval. Geck oder „geckisch säin“, ist für Koblenzer Begriffe nichts verdorbenes oder Anrüchiges, sondern gehört zur heimischen Lebensphilosphie: „Kimmst Dau häit nit, kimmst Dau morje“, und gilt zur Umgangssprache im Koblenzer Sprachraum. Im übrigen kann jeder auf alles geck sein: auf Karneval, Brauchtum, Vereinsleben, Lebenswandel, Sport, Urlaub Essen und Trinken und vieles andere. In der fünften Jahreszeit, gilt dies aber im besonderen, weil dann der eine oder andere noch mehr geck ist, als in den restlichen Jahreszeiten, da der Koblenzer, aber auch der Imi bei rund 200 Sitzungsveranstaltungen, Kostümbällen und dem Straßenkarneval bei über vierzig Karnevals- und Möhnenvereinen mitfeiern kann. Die Narrenzahl ist die „Elf“ und gilt zugleich als das Symbol der Narrheit.

H wie Hofburg und Hofnarr

Zu jedem Prinz und jeder Confluentia gehört auch eine „Hofburg“. In dieser Hof-burg treffen sich die Mitglieder des Hofstaates der Tollitäten zu Anfang jeder Exkursion, um sich zu sammeln und um anschließend zu den einzelnen Auftritten die Prinz, Confluentia und das närrische Gefolge an diesem Tag zu bewältigen haben, zu fahren. Für den Wirt dieser Hofburg gilt es im besonderen in dieser Zeit einige zusätzliche Arbeiten zu bewältigen. Die Öffnungs- und Schließungszeiten seines Lokal verschieben sich häufig auf den frühen Morgen oder in die späte Nacht. Selbstverständlich wird hier von der Prinzenequipe auf die Sperrstunden der Polizei geachtet, damit sich ihr Hofburgwirt nicht den einen oder anderen Ärger mit der Nachbarschaft oder den Ordnungshüter einhandelt. Auch Kaffee, Cola, Wasser, Limo, Bier, verschiedene kleine Zwischenmahl-zeiten und andere Schleckereien hält der Wirt einer Hofburg für Prinz, Confluentia und alle Mitglieder des Hofstaates zu Beköstigung bereit. Nachdem alle Termine an diesem Tag wahrgenommen sind, kehrt die Crew der Tollitäten nochmals in das Hofburglokal ein und resümiert bevor es endgültig nach Hause geht und über die schönen Besuche, die es an diesem Tag zu verleben gab. Zu den be-kanntesten Hofburgen in Koblenz zählen, das Weindorf, das Fest- und Kongreßzentrum Hommen – Mosel-Tanzpalast und der Brauerei-Ausschank der Königsbacher Brauerei.

Der „Hofnarr“ gehört in Koblenz einfach zu jedem Tollitätenpaar, und damit auch in jeder Session auch zum närrischen Hofstaat. Jedoch haben die Gesellschaften die ihren Prinzen und ihre Confluentia stellen ihre eigenen Gepflogenheiten in Sachen Hofnarr, so daß diese Personen, die die närrischen Herrscher auf jeder Veranstaltung ankündigen nicht immer nur die klassische Version verkörpern. Die „Kowelenzer Faasenacht“ ist halt so vielschichtig, daß aus dem Hofnarr ein „Till“, ein „Hofbarde“, eine „Knollwurscht“ (ein Phantasiegebilde im Mozart-Kostüm in Abwandlung eines Hofnarren) der „Schängel“ eine „Hofnärrin“, der „Zeremonienmeister“ oder sogar „Pitter un Liss“ und „Prinzepänz“ verkörperten.

I wie Inthronisation

Zu den närrischen Höhepunkten einer jeden Session zählt die „Inthronisation“ des Koblenzer Tollitätenpaares in der Rhein-Mosel-Halle, Anfang Januar. Und bevor die designierten Tollitäten nicht feierlich inthronisiert, also gekrönt worden sind, wird durch die Mitgliedsvereine der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval (AKK) auch noch keine Prunksitzung durchgeführt. Bei dieser Zeremonie, mit dem das karnevalistische Treiben startet sind die Vertreter der Vereine und Gesellschaften ebenso anwesend wie Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und des öffentlichen Lebens. Bei diesem Karnevalsereignis mit seinem erstklassigen Programm treten viele der besten Akteure des Koblenzer Karnevals mit Rede, Gesang und Tanz auf und präsentieren den Publikum eine kleine Vorschau auf die Session und auf das, was dem Gast entgeht wenn er nicht auf die eine oder andere Sitzungsveranstaltung im Stadtbereich oder den Ortsteilen geht. Selbstverständlich kommt an diesem Abend die Zwischenmenschliche Beziehung und das Schwingen des Tanzbein nicht zu kurz. Nachdem die Funkenmariechen und Tanzmajore der Arbeitsgemeinschaft den Abend mit ihrem Tanz eröffnet haben, werden die Saalgäste durch den Präsidenten der AKK aufs herzlichste begrüßt. Hieran schließt sich der Einzug des Prinzen und seiner Dame Confluentia mitsamt des Hofstaates an. Wenn die beiden höchsten Narren mit Funkenmariechen, Elferräten, Ministerpräsident, Hofnarr, närrischen Kanzler und all den anderen Mitgliedern des Gefolges auf der Bühne angekommen sind, werden auch sie durch die Vorstandsmitglieder der AKK begrüßt und durch ihren Präsidenten und den Oberbürgermeister der Stadt in ihr Amt eingeführt und ihnen sodann die närrischen Insignien übergeben. Prinz und Confluentia geben ihrem karnevalistischen Volk eine Regierungs-erklärung mit 11 Paragraphen bekannt und der Prinz verleiht seinen ersten Orden an den ersten Bürger der Stadt und den Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft. Die Dame Confluentia schließt sich dem mit der Überreichung ihres Ordens an die Gattinnen der beiden Herren an. Hiernach begeben sich die Tollitäten, der Hofstaat und alle anderen Personen auf ihre Plätze, damit das närrische Spektakel auf der Bühne beginnen kann. Büttenredner steigen in die Bütt und erzählen die neuesten Witze, Tanzmariechen wirbeln über die Bühne, die Showtanz-gruppen zeigen ihre akrobatischen Künste und die Sänger intonieren närrische Lieder für die illustren Gäste. Während der Eröffnungsveranstaltung mit dem der Saalkarneval eingeläutet wird, werden zwei verdiente Karnevalisten und ein Vertreter auf dem öffentlichen Leben mit dem silbernen Verdienstorden der AKK für ihre über Jahre hinweg fördernde Unterstützung in Sachen Karneval ausgezeichnet. Obwohl es für die meisten Karnevalisten und Möhnen am nächsten Morgen, einem Sonntag, es wieder heißt, raus aus den Federn da die nächste Veranstaltung auf nicht auf sich warten läßt, ver-lassen viele Narren die Rhein-Mosel-Halle erst nach ausgiebiger Unterhaltung und Tanz in den frühen Morgenstunden.

J wie Jokusstadt

Mit dem Vergleich sowie der Namensnennung das Koblenz eine „Jokusstadt“ ist, haben unsere Vorfahren schon in vorigen Jahrhunderten gezeigt, daß sie nicht nur schon immer Spaß, Humor und viel Freude am feiern hatten, sondern auch der lateinischen Sprache mächtig waren. Doch nicht immer durften die Koblenzer Bevölkerung dem Spaß der Narretei nachgehen und dieser frönen, da der Kurfürst diesen für ihn, den Adel und den Klerus gefährliche Zeitvertreib in der „Jokusstadt Koblenz“ verbot. Erst wenn die Bevölkerung gelobte, daß sie sich bessern wollte, ließ er das Faasenachtsspiel wieder zu. Auch der preußische Kommandant General von Romberg verbot jegliches Maskentreiben auf den Straßen per Dekret am 12. Februar 1793. Nach einer Abstinenz von sechs Jahren, wurde im Jahre 1799 auch dieses Verbot wieder aufgehoben, wobei es
nach Überlieferung im Anschluß zu regelrechten Maskenexzessen und -epide-mien gekommen sein soll. Christian von Stramberg schreibt und beschreibt, daß die Koblenzer das Brauchtum immer in Ehren gehalten haben und das um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert die „Kowelenzer Faasenacht“ wieder traditionell am Dreikönigstag begonnen wurde und von Woche zu Woche sich das Maskentreiben erheblich steigerte, da Tausende von Bürgern der Jokusstadt mit ihren Masken die halbe Nacht auf den Beinen gewesen waren.

K wie Karnevalisten

Mit „Karnevalisten“ sind nicht die Narren und Gecken gemeint die einfach nur aus Spaß an der Freud Faasenacht feiern, sondern diejenigen die sich in einer Ge-sellschaft oder in einem Verein niedergelassen und organisiert haben. Im Zu-sammenschluß und Organisation sind jedoch die Vereine untereinander sehr verschieden und lassen somit einige Analysen zu. Zuerst einmal teilen sich die aktiven Karnevalisten in zwei verschiedene Lager. Ausschließlich männliche Mitglieder, was heutzutage sehr selten geworden ist, und männliche wie weib-liche Mitglieder trifft man in Karnevalsvereinen an. Dagegen sind in vielen Möhnenclubs Männer Mangelware sofern sie überhaupt zur Mitgliedschaft zugelassen sind. Einen weiterer Unterschied besteht aus des Stadtteilsvereinen, deren meisten Mitglieder auch in dem Ortsteil beheimat sind, indem der Verein seinen Sitz hat. Bei den großen Gesellschaften, die in aller Regel im Kernbereich der Stadt ihren Vereinssitz haben, sind die Mitglieder nicht nur in diesem Bereich sondern auch in den angrenzenden Stadtteilen und darüber hinaus zu Hause. Außerdem gab es bis vor einigen Jahren einen Verein, der ausschließlich Per-sonen zu Mitgliedschaft zuließen, die aus dem aktiven Kreis von Bundeswehr-offizieren kamen. Durch eine Satzungsänderung sind auch diese „alten Zöpfe“ abgeschnitten, so daß auch nicht mehr aktive Soldaten und sogar Zivilisten am närrischen Treiben des Carnevals-Club Koropskommando (CCKK) teilnehmen können. Einige Vereine gründeten sich sogar aus verschiedenen Interessenge-meinschaften. Die KG Rheinfreunde, die zugleich auch die älteste Gesellschaft in Koblenz ist, verdankt ihre Herkunft den Rheinflößern und -schiffern, die im Bereich des heutigen Ortsteils Neuendorf ansässig waren und es auf besondere Weise verstanden haben gerade an den Karnevalstagen ausgiebig zu feiern. Bei der KG Funken Rot-Weiß-Gold Metternich geht die Gründung dahin zurück, daß sich am 1. April 1946 fünf Metternicher Jungs im Alter von 12 und 13 Jahren zum Briefmarkenverein „Mosella“ zusammenschlossen und diesen schon kurze Zeit zuerst einmal in eine Gruppe von Theaterspielern und später in die Eingangs erwähnte Karnevalsgesellschaft umwandelten, da zwar nach wie vor Briefmarken gesammelt wurden, aber der Karneval primär im Vordergrund stand. In vielen Vereinen kamen in früheren Zeit die Redner, Sänger und Tanzgruppen aus-schließlich aus den eigenen Reihen. Heutzutage findet man diese Konstellation äußerst selten, das organisierte karnevalistische Leben größer wurde und auch vielfach mit der Größe der Gemeinde wuchs. Dennoch werden in Koblenz in aller Regel die närrischen Akteure gleich welcher Klientel nur mit dem Sessionsorden der Gesellschaft ausgezeichnet, sowie mit einem kleinen Präsent, daß häufig durch einem der Gesellschaft zugetanen Freunde oder Gönner stammt. Durch die Vielzahl der Vereine die aus einer gänzlich anderen Schicht als der Karneval kommt, wie z.B. kirchliche Einrichtungen, Gesangsvereine, Sport-vereine, Ortsringe u.ä. sind für die Karnevalsvereine viele Konkurrenzver-anstaltungen entstanden, die einer Karnevalsgesellschaft oder einem Möhnen-verein einiges an potentiellem Publikum und einen Teil der Einnahmen weg-nimmt. Eigentlich schade! Wie würde es für die nichtkarnevlistischen Vereine eigentlich aussehen, wenn die Karnevalisten umgekehrt auch mit ihnen in Konkurrenz treten würden?

L wie Litewka

Die „Litewka“ ist ein ursprünglich aus Militärkreisen kommender bequemer ver-wendeter Uniformrock, der in Karnevalistischen Kreisen seine Verwendung als Elferratsjacke findet. In der abgewandelten Form eines einfarbigen Smokings mit anders farbigen glänzendem Umschlag- oder Schalkragen wird sie im Koblenzer Raum häufiger getragen, als in der ursprünglichen Form. Anhand der Farbkombination der Litewken läßt sich der Träger, wie bei der Narrenkappe der jeweiligen Gesellschaft zuordnen. Auf der linken Brusttasche ist meistens das Vereinsemblem oder -wappen aufgenäht, daß die Zuordnung zur Gesellschaft des Uniformierten erleichtert. Anhand der unterschiedlichen Farben, Stickmuster und Emblemen kann jeder Insider ein Mitglied eines anderen Vereins problemlos zuordnen.

M wie Möhnen und Mundart

Einen Karneval ohne „Möhnen“, daß können sich die Koblenzer nicht vorstellen. Und gerade die Möhnengesellschaften und -clubs machen in Koblenz über 34 Prozent aller in Clubs, Gesellschaften und Vereinen organisierten Narren aus. Nicht nur dieser Anteil ist in der „Kowelenzer Faasenacht“ nicht unerheblich, sondern auch die Arbeit die die Möhnen für das Vereinsleben und das Brauchtum das ganze Jahr über leisten. Und da unter der Narrenkappe alle gleich sind werden die Möhnen voll integriert und sind ihren männlichen Kollegen gleichgestellt, emanzipiert und stehen nicht wie häufig im Berufsleben im Abseits. Auch innerhalb des Ortsgeschehens sind sie mit vielen Aktionen von der Wanderung und Kaffeefahrten, bis hin zur Verkaufsmannschaft bei diversen Festen innerhalb und außerhalb ihrer Stadtteile aktiv an Geschehen der Mitbe-teiligen. Doch woher kommen eigentlich die Möhnen?. Bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts stehen die Männer nach wie vor im Mittelpunkt, selbst Funkenmariechen oder Marketernderinnen werden von Herren verkörpert. Und auch die Jungfrau des Kölner Trifoliums wird bis dato als Mann in Frauen-kleidern auf dem närrischen Thron dargestellt. Frauen feiern aber wie Männer schon seit Jahrhunderten den rheinischen Karneval an ihrem Tag, dem Schwer-donnerstag, bei dem zum Teil uralte Bräuche aktiv und lebendig sind. In Koblenz haben sich diese weiblichen Karnevalsvereinigungen die an „Weiberfastnacht“ das Attribut der Tanz- und Zechfreiheit von ihren Männern fordern, erst nach dem 2. Weltkrieg gebildet. Keinesfalls und zugleich charakteristisch ist, daß die Veranstaltungen nicht Frauenrechtliche Inhalte besitzt, sondern praktisch nur einen Rollentausch darstellt. Auch die Tatsache wie die Frauen „ihren Tag“ nennen beweist, daß die Zeit hier Geschichte schrieb. Je nachdem wo sich der Narr befindet, heißt der Tag: Schwerdonnerstag, Weiberfastnacht, Wiever-fastelovend, Altweiberfastnacht, Altweibertanz, Altweibermarkt, Möhnen-fastelabend, Eierdonnerstag, Altfassend, Altfaseltag, Stippchesdonnerstag, toller, gumpiger, schmutziger, fetter, unsinniger, lumpiger, feister, schmalziger oder schwerer Donnerstag. Gemeint ist aber immer der „Schwerdonnerstag“, der am Donnerstag vor Sonntag „Estomihi“ gefeiert wird. Bei dem was der Schwer-donnerstag bedeutet, gibt es verschiedene Darstellungen und Deutungen. Welche aber die richtige ist, daß ist bis heute noch eine offene Frage. Das Wort „Möhn“ oder „Möhne“ hingegen bedeutet ursprünglich die Schwester der Mutter oder des Vaters, also eine Tante die auch meistens die Patin war und verheirate oder ledig sein konnte. Das Möhnen ausschließlich alte und schrullige karnevalistische Weiber sind, ist übrigens ein fataler Irrtum. Zwar sind auch ältere Damen mit von der Partie. Ob sich die Möhnen gern karnevalistisch närrisch geben, alt oder jung, schön oder häßlich, dick oder dünn sind, ist doch eigentlich unerheblich. Koblenz und der Koblenzer Karneval würde vieles einbüßen, wenn „unsere“ Möhnen von heut auf morgen von der Karnevalsbühne verschwinden würden.

Als eine sprudelnde Quelle des Humors und zugleich eine fließende und lebendige moselfränkische „Mundart“, könnte man einem Fremden auf die Frage antworten: „Was ist eigentlich Kowelenzer Platt?“ „Kowelenzer Platt“ galt bis ins 19. Jahrhundert als tägliche Umgangssprache bei den einfachen wie auch den vornehmen Bevölkerungsschichten in allen Koblenzer Wohngegenden. Die Revolution im Jahre 1848 sollte, dies jedoch ändern. Die Reichen und Wohl-habenden wollten sich nicht mehr mit den Pöbel, also den Arbeitern und Tagelöhner gleichstellen und bevorzugten mit dem Hochdeutschen eine ihnen angepaßte Aussprache. Nach dem zweiten Weltkrieg, wo Koblenz bis zu 87 Prozent zerstört war, gab den Koblenzern das heimatliche Idiom ein Zu-sammengehörigkeitsgefühl und gleichfalls etwas Geborgenheit. Ende der 60er Jahre galt es dann wieder, sich von denen die ihr Dialekt pflegten, abzuheben und sprachliche abzusondern, da das „Kowelenzer Platt“ als nicht chic, nicht mehr zeitgemäß und bei dem einen oder anderen sogar als asozial galt. Doch auch dies änderte sich wieder, denn die Zeit heilt viele Wunden. Da eine neue Pflege der Sprachgebrauch zu leben oder besser gesagt wieder zu leben begann, konnte bereits in den 80 Jahren die Mundart neu aufleben und vermittelt zwischen den Bürgen und Touristen der Stadt auf der einen Seite in Dialektik und auf der anderen Seite im Hochdeutschen. Nicht zuletzt ist dieses Wiedererwachen der Muttersprache, den Karnevalisten zu verdanken, die über Jahrzehnte und Jahrhunderte die Pflegschaft über ihr „Kowelenzer Platt“ übernommen hatten. Charakteristisch ist außerdem, daß gerade in diesen brauchtumspflegenden und karnevalstragenden Kreisen die Sprach- und Redeweise aus den Herzen kommt und gemütvoll zum Herzen geht. Und dies verdeutlicht wiederum die Toleranz der rheinischen Frohnatur und die Liebe zur Heimat hier am Deutschen Eck.

N wie Narrenkappe

Die „Narrenkappe“, auch Karnevals- oder Kommiteemütze genannt, die zu jeder Karnevalsgesellschaft dazugehört kommt in ihrer Urform aus Köln. Im Jahre 1827 wurde sie durch den preußischen Generalmajor von Czettritz und Neuhaus, mit den Worten: „Gleiche Narren, gleiche Kappen“ vorgeschlagen. Die Narren- kappe, dient wie die Litweka bedingt durch die farblichen Gestaltung, die gestickten Embleme und Form als Unterschiedsmerkmal zwischen den einzelnen Gesellschaften der Karnevalsvereine. Prinzen, Präsidenten und meist auch die Vorsitzenden des Vereins, aber auch ganze Elferräte tragen im Regelfall eine oder mehrere Fasanenfedern, die in einer Federtasche eingesteckt werden. Der amtierende Prinz sowie die Ex-Prinzen, sind außerdem durch besondere Stickereien und farbliche Gestaltung der Mütze und am Hermelinfell am First der Kappe zu erkennen.

O wie Olau und Orden

Nicht die denen in vielen Orten verwandten und allgemein bekannten Schlachtrufen „Alaaf“ und „Helau“ gibt sich das Koblenzer Narrenvolk zufrieden. Etwas besonderes und zugleich markantes, haben sich die „Schängel“ mit ihren „Olau“ einfallen lassen. Dieser Ausdruck närrischer Freude geht nach Überlieferungen auf ein altes Wort zurück, und ist dennoch für einen karnevalistischen Schlachtruf noch recht jung. In den Anfängen der „Kowelenzer Faasenacht“ taten es die Koblenzer mit den Kölnern gleich und riefen ebenso „Alaaf“. Dies geht aus der Prägung einer Jubiläumsmünze hervor, die zum 50. Jubiläum des Koblenzer Karnevals im Jahre 1874 erschienen ist. Auf der Vorderseite der fünfmarkstückgroßen Gedenkmünze sind die Worte: „Zur Erin-nerung an die 50jährige Jubelfeier des Karnevals zu Koblenz“ hervor, wogegen die Rückseite die Prägung „Alaaf Coblenz 1824 – 1874“ beinhaltet. Ebenfalls sind auf dieser Seite ein auf einem Pegasus reitender Narr vor der Rheinfront zu sehen. Die Medaille die zum 50.Bestehen der „Kowelenzer Faasenacht“ erinnert, wie sie seit der preußischen Zeit existiert , beweist damit eindeutig, daß die Koblenzer Karnevalisten sich damals am großen Vorbild des „Kölschen Fasteleers“ orientierten. Die rechtsrheinischen Ortsteile hingegen. richteten sich jedoch nicht in Richtung Norden, sondern informierten sich nach Süden und riefen bei den karnevalistischen Veranstaltungen „Helau“. Auf der einen Rheinseite „Koblenz Alaaf“ und auf der anderen „Koblenz Helau“, dies waren jedoch nicht die einzigen närrischen Ausrufe, die sich die Koblenzer haben einfallen lassen, bis sie sich zum gemeinsamen Beschluß eines einheitlichen Schlachtrufs durch-ringen konnten. Die Metternicher Narren, die auch den Beinamen „Eule“ mit sich führen, da sie am Fuße der Metternicher Eule, einem Kriegerdenkmal wohnen, rufen neben dem „Olau“ zwar selten aber hin und wieder „Uhu“. Bei den durch die Trockensitzung über die Stadtgrenzen bekannten KK Funken Rot-Weiß erschallt zumindest noch bei vereinsinternen Versammlungen das alther-gebrachte „Hupp-la-hupp“ und bei den. „Käsjer des Horchheimer Carnevals-Ver-ein lautet dieser Ausruf „Ahle Hau“, einem in Horchheim gelegenen Waldstücks. Die aus der Eierkranz-Gesellschaft hervorgehende KG Rheinfreunde erfanden kurz nach dem 2. Weltkrieg den Schlachtruf „Ei-flupp“. Lediglich die Arzheimer Karnevalsfreunde fühlen sich noch heute den Mainzern verbunden und rufen „Helau“. Alle anderen großen und kleinen Vereine rufen „Olau“ beim Saal-karneval wie auch beim Straßenkarneval. Koblenz „Olau“, geht in die Zeit vor dem letzten großen Krieg zurück und wurde in den 30er Jahren von den Koblenzer Karnevalisten Josef Cornelius (Schöpfer des bekannten Schängel-Liedes), Nikolaus Wagner (Gründer und Präsident der KG „Iwwerfiehrte“), Karl Lindner, einem Menschen dem der Karneval ein Lebenselexsier darstellte und an den letzten Vorkriegsprinzen und Präsidenten der „Großen Koblenzer Karnevals-gesellschaft, Jupp Flohr erfunden und im Koblenzer Karneval etabliert. Eingangs war jedoch zu lesen, daß „Olau“ nach Überlieferungen eine alte und waschechte Koblenzer Vokabel Wort ist. Im Grunde genommen bedeutet diese Wort soviel wie, „Uiuiui“ oder „Du meine Güte“. So heißt es zum Beispiel „Olau, wat Krombiere und Zwiwwele“, was dann übersetzt bedeutet „ Du meine Güte, was für Kartoffeln und Zwiebeln“ Also aufgepaßt lieber Imi (Nicht Koblenzer), hier am Rhein- und Mosel-Eck, sollten Sie sofern Sie nicht unbedingt auffallen möchten und es sich nicht bei den Koblenzer verderben möchten, im Karneval immer. Nur „Olau“ und nicht Alaaf“ oder „Helau“ rufen.

Karneval ohne „Orden“, daß kann sich kein echter Karnevalist und auch keine der Möhnen vorstellen. Denn mit der Organisation des Karnevals in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts begann auch der Karriere- und Siegeszug des Karnevalsordens, der als Persiflage auf die Orden des Staates und des Militärs gedacht war. Aber auch die Karnevalsorden haben in den letzten 175 Jahren einen gewissen Wandel mitgemacht. War es früher für den Ausgezeichneten eine ganz besondere Ehre mit einer dieser Medaillen versehen zu werden, die praktisch einer Verleihung des heutigen Bundesverdienstkreuzes gleichkam, so sind diese die in Metall geprägten karnevalistischen Abzeichen heute zu einem äußerste begehrten Sammlerobjekt über die Narrenkreise hinweg geworden. Dennoch bereitet eine neue Session auch einen neuen Ordensregens der nicht nur vom finanziellen Faktor gesehen in die Abertausende geht. Von kleinsten Stückzahlen von ein, zwei oder drei Exemplaren bei Verdienstorden bis hin zu einigen hundert Stück bei großen Gesellschaften sowie beim Prinzen- und Confluentia-Orden erscheinen im Koblenzer Karneval Jahr für Jahr rund vierzig verschiedene Ordensmotive in den Vereinen und in den unterschiedlichsten Materialien (Metall, Kunststoff, Zinn, Holz, Plastik Keramik und Pappe) gearbeitet, und in verschiedenen Prägeanstalten mit vielen Mitarbeitern immer wieder nach neuen Ideen entworfen und hergestellt werden. Dennoch wird auch zum heutigen Zeitpunkt der Karnevalsorden als Anerkennung für die Dienste und Verdienste innerhalb des rheinischen Brauchtums verliehen. Ihren aktiven Mitgliedern überreichen die Gesellschaften den Sessionsorden oft bei einem Ordensappell für die treuen Dienste die ein ganzes Jahr hinter der geleisteten Arbeit verborgen bleibt. Die Redner, Tanzgruppen und Sänger erhalten ihn als eine Art Gage für ihren Vortag oder ihr tänzerisches Können. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie auch Sponsoren der Gesellschaft werden mit dem Orden für die mannigfache Unterstützung mit diesem kleinen „Dankeschön“ ausgezeichnet. Wer durch die närrischen Herrscher mit einem „Prinzen-Orden“ oder einem „Confluentia-Orden“ ausgezeichnet wurde, die die höchste saisonale Auszeichnung überhaupt ist, der sollte wann immer er oder sie sich zu einer Karnevalsveranstaltung begibt , sich auch mit diesem Orden dekorieren und ihn auf keinen Fall vergessen. Prinzen und Confluentia haben nicht nur ein gutes Gedächtnis, sie haben auch Hofbeamte, die die Verleihung notiert haben, um zu überprüfen ob der Geehrte auch die Auszeichnung trägt. Denn wer ohne ihn erwischt wird, muß mit einem Strafzoll in Höhe eines Zentners Kammelle für den Rosenmontagszug seinen Frevel bezahlen. Übrigens, fehlen bei den verschiedenen Verleihungsriten oft auch nicht die Laudatoren, die einige wohlklingende Worte zu dem oder den neuen Ordensträgern gehören. Und selbstverständlich darf in Koblenz ein „Auf den neuen Ordensträger ein dreifach Kowelenz Olau“, nicht fehlen. Und wer jetzt noch darüber nachdenkt, wie kann ich eine solch hohe und schöne Auszeichnung mein eigen nennen, der darf sicher sein, Orden kann man nicht kaufen. Doch wer die Gesellschaft durch eine Spende unterstützt, wird meistens auch mit einem Orden dekoriert. Und diesen an ihn einmal verliehenen Orden, darf der edle Spender dann auch die ganze Session bei allen karnevalistischen Veranstaltungen tragen, ob innerhalb des Vereins der ihn oder sie ausgezeichnet hat oder bei einer anderen Gesellschaft, denn die Orden ist nicht Vereins- und auch nicht kostümgebunden, so daß der Saal in der feinen Abendgaderobe oder auch im Clownskostüm betreten werden darf.

P wir Prinz und Präsident

Als 1823 der Kölner Karneval durch die Neugründung des Festordnenden Commitees auch neu organisiert wurde, gab es dort zwar noch keinen Karnevals-prinzen, aber einen „Held Carneval“. Dieser stand im Mittelpunkt des Ge-schehens und trat am Rosenmontag seinen Siegeszug gegen Griesgram, Mucker und Spießer an. In Koblenz, wo sich der Karneval ein Jahr später gründete, war dies nicht viel anders. Den ersten „Prinzen“, gab es im Jahre 1827, der sich jedoch „Momos“ nannte, da die Koblenzer keinen „Held Carneval“ von den Kölner abkupfern wollten. Und „Momos“, feierte schon bei seiner Premiere den Karneval wie man ihn in Koblenz noch nie gesehen hatte. Auch stritt er in einer er-bitterten Schlacht gegen den „General Griesgram“ der auf der Seite des Bürger-meisters und des Rates des Stadt stand , wie sein närrischer Herrscher-kollege in Köln. Das Ornat des ersten Prinzen bestand übrigens wie heutzutage aus feinen Tuchen wie Seide und war überaus reichlich mit Pailletten und Perlen bestickt. Wer die erste Tollität an Rhein und Mosel verkörperte, hinterläßt uns die Geschichtsschreibung leider nicht. Auch in den Folgejahren treten immer wieder Lücken auf. Die Ahnentafel verrät nur soviel, daß in den Jahren 1827, 1828 und 1829 „Karnevalsprinzen“ durch die Straßen ziehen und ein närrisches Volk re-gieren. Mit der Zeit wandelte sich im Koblenzer Karneval vieles, aber Prinzen gibt es bis auf einige Ausnahmen, wie Kriege immer wieder. Ein einziges Mal (1964) konnte in der langjährigen Geschichte der „Kowelenzer Faasenacht“ aller trotz intensiven Bemühungen durch die Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karne-val (AKK) keine Persönlichkeit gefunden werden, die dieses hohe Amt be-gleiteten wollte. Und damit dies nicht wieder vorkommen soll, haben alle Koblenzer Karnevalsvereine die Möglichkeit, sich frühzeitig bei der AKK, als ihre Dachorganisation, um die Gestellung des Prinzen zu bewerben. Dem Vor-stand der AKK obliegt es zu entscheiden, aus welchem Anlaß die Vereine den Prinzen und die Dame Confluentia stellen können. Für die nächsten Jahre stehen die prinzenstellenden Gesellschaften in Koblenz schon fest, dennoch bleibt die Persona der Tollitäten zumindest ein offenes Geheimnis, da diese Entscheidung innerhalb des Vereins durch einen Kronrat, durch den Vorstand oder durch alle Mitglieder entschieden wird.

Wer in Koblenz „Präsident“ sagt, meint ohne Wenn und Aber in Koblenz einen Karnevals- oder Sitzungspräsident. Er ist nicht immer der wichtigste Mann innerhalb der Gesellschaft, aber er ist zweifelsfrei der Repräsentant des Vereins. Während der Vorsitzende für das Innenverhältnis im Verein zuständig ist, hat der Präsident die Pflicht den Verein nach außen hin durch sein Auftreten und seine wohlgewählten Worte so gut wie möglich bei Sitzungen, Empfängen und an-deren Veranstaltungen zu vertreten. Deshalb ist es bei den meisten Koblenzer Vereinen auch so, daß die Persönlichkeit, die dieses Amt inne hat, zu den Insidern der Gesellschaft gehört, weil er seit vielen Jahren aktiv mitarbeitet und mit dem Leben in der Gesellschaft vertraut ist. Häufig gehört der „Präses“ zum geschäfts-führenden Vorstand und hat durch sein Wort ein großes Mitsprache-recht. Zu den Insignien den Präsidenten gehört die Amtskette, die ähnlich wie beim Oberbürgermeister prachtvoll aufgemacht ist und ebenso von Amtsinhaber zu Amts-inhaber weitergereicht wird. Einen Präsidenten kann man im Regelfall aber auch an seinen drei Fasanenfedern erkennen, die in der Federtasche seiner Narrenkappe eingesteckt sind. Präsidenten die sich durch eine lange Amtszeit aus-zeichnen und durch ihr persönliches Engagement während ihrer Amtszeit hervorgehoben haben, werden bei der Amtsübergabe an den Nachfolger in den Vereinen häufig zum Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit ernannt und haben hier-durch nach wie vor ein gewichtiges Wort. Als bestes Beispiel hierfür läßt sich August Doetsch anführen, der „Fünfzig Jahre“ die Geschicke der KG Funken Rot-Weiß-Gold Metternich gelenkt und damit den Verein mitgeprägt hat. August Doetsch, ist nach Aussagen des Regionalverband Karnevalistischer Korpora-tionen – Koblenz, der Bund Deutscher Karneval – Köln und des Fest-kommitee des Kölner Karneval, der am längste bis heute amtierende Präsident in der Geschichte des Deutschen Karnevals.

Q wie Quatsch

Das es sich bei den hunderten von Reden, die unsere Büttenredner schreiben und dichten nicht nur um „Quatsch“ handelt, ist wohl jedem echten Karnevalisten, aber auch dem Sitzungsbesucher sowie den Ehrengästen sonnenklar. Zwar wird in vielen Reden viele Quatsch gemacht, jedoch nicht verzapft oder sogar dummes Zeug gesprochen. Vor dem närrischen Publikum steht auch kein Quatschkopf, der nur abschätziges Zeug dem Zuhörer vermitteln möchte. Denn in jeder einzelnen Rede liegt nicht nur Reim, Klamauk, Lokalkolorit und Witz, sondern in aller Regel auch ein gewisses Quantum von ernstgemeinter Wahrheit. So werden vielfach auf die Mißstände der öffentlichen Verwaltung und der Politiker auf kommunaler, Landes- und Bundesebene und darüber hinaus auch Europa- und Weltweit närrisch kritisiert. Übrigens gibt es in Koblenz viele Büttenredner, die durch ihre langjährige Bühnenerfahrung und ihr rhetorisches Können über die Stadtgrenzen bekannt sind. Auch hierbei kommt wieder der Buchstabe „Q“ eine besondere Bedeutung, „Q“ steht in diesem Fall nämlich für Qualität.

R wie Rakete

Für die besonders herausragenden tänzerischen und rednerischen Leistungen bei einer Sitzung werden die Akteure auf das Kommando des Sitzungspräsidenten als Anerkennung dieser närrischen Hochleistung durch eine „Rakete“ geehrt. Die Rakete ist in drei aufeinanderfolgende Kommandos aufgegliedert, die sich dreimal wiederholen und mit dem Ausruf „Dreimal Kowelenz Olau“ enden. Kommando eins bedeutet, daß die Sitzungsgäste in die Hände klatschen oder auf den Tisch trommeln. Kommando zwei steigert den Ausdruck der Anerkennung durch zusätzliches lautes trampeln mit den Füßen auf dem Saalboden und Kommando drei bringt den höchsten Ausdruck der Anerkennung mit dem rufen von „ahh“ und „ohh“ oder lautstarkem pfeifen zu Ausdruck.

S wie Session, Sitzung, Schunkeln und Schlüsselübergabe

Unter dem Begriff „Session“ versteht man, den Zeitabschnitt zwischen dem 11. im 11., 11 Uhr 11 und Karnevalsdienstag 24 Uhr des Folgejahres, indem die Karnevals- und Möhnenvereine ihre Veranstaltungen abhalten. Die Faasenachts-zeit in Koblenz nicht Saison oder wie in Mainz Kampagne genannt wird kommt aus dem lateinischen und bedeutet im eigentlichen Sinne Sitzungszeit oder Sitzungsdauer. Der ursprüngliche Zeitraum der Karnevalszeit beginnt am 6. Januar, dem Tag der heiligen drei Könige und endet mit Ablauf des Karnevals-dienstag um Mitternacht. In dieser Nacht wird Prinz Karneval überall wo Geister-sitzungen stattfinden zu Grabe getragen und mittels einer Puppe verbrannt. Die Höhepunkte einer jeden Session finden in der letzten Woche vor dem Ascher-mittwoch statt, nämlich wenn der Sitzungskarneval gelaufen ist und sich die Narren auf die tollen Tage: Schwerdonnerstag (Tag der Möhnen), Karneval-freitag (Erstürmung des Heeresführungskommandos), Karnevalsamstag (Tag zahlreicher Masken- und Kostümbälle), Karnevalssonntag (Tag der Schlüssel-übergabe durch den Oberbürgermeister an den amtierenden Prinzen), Rosen-montag und Veilchendienstag (die Tage mit den farbenprächtigen Karnevals-umzügen), rüstet.

Ausschließlich um eine Karnevalssitzung handelt es sich in Koblenz immer dann, wenn von einer „Sitzung“ die Rede ist, und keine nähre oder ergänzende Bezeich-nung hinzugefügt ist. Der Unterschied zwischen Prunk-, Kappen-, Fremden- und Kostümsitzung ist im Laufe der Zeit immer mehr verwischt. Der Ausdruck Prunksitzung besagte früher einmal, daß es sich um eine Karnevalsver-anstaltung mit prunkvollem und festlichen Rahmen handelte, bei der Kappen-sitzung handelt es sich hauptsächlich um Sitzungen die in den Koblenzer Ortsteilen stattfinden. Auch die Fremdensitzung wird nicht mehr in erster Linie für Fremde und Auswärtige aufgezogen, sondern all diejenigen die an dieser Veranstaltung gefallen finden, wird auch Einlaß gewährt. Zu den Kostüm-sitzungen, wie diese Wort schon sagt, geht das närrische Publikum maskiert und im Kostüm verkleidet. Häufig wird bei dieser Veranstaltung auch der Träger mit der schönsten Maske oder mit dem kreativsten Kostüm mit einem Preis ausge-zeichnet. Desweiteren gibt es die Möhnensitzungen, die fast ausschließlich am Schwerdonnerstag durchgeführt werden und bei denen in den meisten Fällen auch die Männer ausgeschlossen sind. Die Eintrittskarten für die Koblenzer Sitzungsveranstaltungen sind über die Gesellschaften selbst oder deren Vorver-kaufsstellen zu beziehen.

Das „Schunkeln“ gehört zu einer jeden Sitzungsveranstaltung, aber auch bei Karnevalsempfängen und beim Straßenkarneval einfach dazu. Bei seinen Nachbar zur linken wie zur rechten hakt man mit einfach unter und schunkelt (wiegt) sich im Rhythmus des jeweiligen Stimmungsliedes das die Kapelle spielt oder der Stimmungssänger intoniert. In fast allen Fällen wird das Publikum so nicht nur zum Mitmachen animiert sondern auch zum singen.

Am Karnevalssonntag, dem Tag der „Schlüsselübergabe“, gilt es für den Koblenzer Oberbürgermeister einstweilen in den „närrischen Ruhestand“ bis Aschermitt-woch zu treten. Punkt 12 Uhr 11 wird er auf dem Balkon des Rathauses durch die närrischen Streitkräfte seiner Tollität nach reichlichem Beschuß aus den mitgeführten Konfettikanonen zur Übergabe seiner Amtsgeschäfte und der Herausgabe des Stadtschlüssels gezwungen. Gern kommt der Oberbürgermeister dieser „Bitte“ nach und feiert mit den Karnevalisten und Möhnen auf dem am Koblenzer Rathaus befindlichen Weinmarkt und nimmt uniformiert in den Farben seines Heimatvereins an der Parade des Rosenmotags-zuges aktiv teil. Den Stadtschlüssel übergeben Prinz und Confluentia dem Stadtoberhaupt im Beisein der Vorstandsmitglieder der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval der Sponsoren sowie den ehrenamtlichen Helfern in der „Kowelenzer Faasenacht“ bei einem Dankschön-Essen im Koblenzer Weindorf.

T wie Tradition, Tollitäten und Tusch

Im Koblenzer Karneval spielen wie in anderen Städten „Traditionen“ eine gewichtige Rolle. Für den Koblenzer bedeutet alles was mehr als dreimal stattgefunden hat, wie z.B. die Verleihung einer besonderen Ehrung, zur Tradition und wird zu dieser ernannt. Diese Traditionen lassen sich auch in der Vergangenheit weit zurückverfolgen, da der Karneval über 2.000 Jahre bis in die Römerzeit zurückverfolgbar ist.

Was für Köln das Trifolium (Dreigestirn) und für andere Orte und Städte der Prinz bedeutet, ist für Koblenz das „Tollitäten“. Dieses Tollitätenpaar das von den meisten Personen irrtümlich als Prinzenpaar tituliert wird, besteht aus dem Prinzen Karneval und seiner Lieblichkeit der Dame Confluentia. Und aus diesem Grund darf man auch nicht vom Prinzenpaar sprechen, da das weibliche Pendant keine Prinzessin ist. Die Koblenzer Tollitäten unternehmen seit 1971 gemeinsam ihren närrischen Streifzug durch ihre Heimatstadt und darüber hinaus, und kommen seit 1972 immer gemeinsam aus einer Gesellschaft. Die Personen, die dieses hohe Amt begleiten, haben in der Regel auch häufig eine hohe Stellung innerhalb des Vereins und sind durch ihre Schlagkräftigkeit und Redegewandheit für diesen Posten prädestiniert. In drei Session wurden die närrischen Herrscher in Koblenz von einem Geschwisterpaar (1974 „Prinz Hans-Hugo I >>Legrand<< vom Schängel-Humpen“ und „Confluentia Ellen“ >>Legrand<< ) und von Ehepartnern (1986 „Prinz Dieter I. >>Buslau<< von der magischen Feder“ und „Confluentia Winnie“ >>Buslau<< sowie 1998 „Prinz Manfred I. >>Dötsch<< der närrische Troubadour<< und „Confluentia Gabriele“ >>Dötsch<< verkörpert. Alle anderen Prinzen und Confluentien waren höchstens über „drei Ecken“ mit einander verwandt oder verschwägert. Der „Tusch“, ist ein schmetterndes musikalisches Signal der Sitzungskapelle um den Witz und die rhetorische Leistung des Redners und bei den Tänzern die akrobatischen Künste zu betonen oder zu unterstreichen. Hin und wieder wird der Tusch durch die Kapelle dazu benutzt um das „unruhige“ Publikum zum Zuhören oder zur Ruhe aufzufordern. U wie Urgesteine Bei dem Begriff „Urgesteine“ sind wie könnte es hier auch anders sein, die närrischen aber auch die mundartlichen Urgesteine gemeint. Im Koblenzer Karneval gab zu jeder Zeit und in jedem Jahrhundert immer wieder Persönlichkeiten die durch ihr Auftreten, ihre Sympathien die sie ausstrahlten und durch Witz und Redekunst zu den ganz großen Menschen zählten, die in Koblenz lebten und arbeiteten. Und in vielen Fällen waren dies auch immer wieder Karnevalisten. Auch heute leben noch viele von den Urgesteinen der „Kowelenzer Faasenacht“. Völlig ohne Rangfolge und Wertigkeit sind hier einige der genannt, die sich in besonderem Maß die Herzen der Koblenzer erobert haben: Josef Cornelius; Aui und Rolli Diell, Leo; Peter und Jupp Dommermuth; Karl Flach; Jupp Flohr, Manfred Gniffke; Heinz Grindel; Willi Hörter; Petrer Kloke; Werner Kratz; Willy Lescrinier; Willi Lindner; Josefine Moos; Peter Preusser; Katharina Schaaf; Peter Seelig; Peter Steffgen; Werner Wiemers. V wie Verdienstorden Heiß begehrt, nicht zu bezahlen und man kann ihn sich nur verdienen, so ist die Auszeichnung und Ehrung durch einen „Vedienstorden“ kurz und bündig beschrieben. Für einen solchen Vedienstorden, für den es in Koblenz viele Beispiele gibt, muß überdurchschnittliche geleistet werden und das nicht nur über einen bestimmten festgelegten oder sogar kurzen Zeitraum, sondern meistens über viele, viele Jahre hinweg. Ebenso wenig werden Persönlichkeiten mit der hohen Auszeichnung des Verdienstorden ausgezeichnet, weil er oder sie der Gesellschaft besondere Sympathien entgegen bringen, diese würde das Ansehen der Gesellschaft und der Ordensbrüder und -schwestern wesentlich schmälern und den ideellen Wert der Auszeichnung gewaltig herabsetzten. Um nur einige dieser hohen Auszeichnung ohne Wertigkeit zu nennen, werden nachfolgend die bekanntesten Ehrenabzeichen der närrischen Schängelstadt vorgestellt, die nur in einer geringen Stückzahl jährlich verliehen werden: „Silberner Verdienstorden“ der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval, „Goldener Schängel“ der KKG Rot-Weiß-Grün Kowelenzer Schängelcher, „Husaren-Kreuz“ der Gülser Husaren, „Ehrenkreuz“ der KG Funken Rot-Weiß-Gold Koblenz-Meternich, „Pour le Carneval“ des NC Blau-Weiß Koblenz-Niederberg, „Goldenes Posthorn“ der Narrenzunft Gelb-Rot Koblenz. In der Session 1997/98 hat ein weiteres und schon jetzt begehrtes Stück die Herzen der Karnevalisten erobert. Der Stammtisch der Koblenzer Ex-Prinzen, hatte einer Prägeanstalt den Auftrag erteilt, eine besondere Kostbarkeit in Form eines Ordens und einer dazugehörigen Nadel zu entwerfen. Das „Gold Medaillon“, wie diese Auszeichnung heißt, wird jährlich zweimal an Persönlichkeiten verliehen, die sich der Brauchtumspflege Karneval verschrieben haben und nicht unbedingt aus den Reihen der Aktiven kommen müssen, sondern vielleicht zu dem Kreis aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung gehören können. W wie Weiberfastnacht Die „Weiberfastnacht“ oder der Wieverfastelovend wie es in Köln heißt, sind im Koblenzer Raum nicht unter diesem Begriff bekannt, sondern werden als Schwerdonnerstag bezeichnet. An diesen Tag haben die Frauen und Möhnen das Sagen und lassen sich von ihren Männern und Kollegen nicht sagen. Schon in den frühen Morgenstunden treffen sich die „Weiber“ in kleinen Grüppchen oder in einer größeren Ansammlung von holder Weiblichkeit. Jedem Mann dem sie begegnen, der noch eine Krawatte trägt gehen die Damen ans Leder und schneiden ihm den Schlips als Siegestrophäe ziemlich kurz ab. Vielfach werden die Herren auch zum bützen (küssen) verpflichtet, das als eine Art Wegezoll anzusehen ist. Oft schon ab 11. Uhr 11, wie z.B. beim Möhnen-Club „Duck-Enten“, Moselweiß, findet mit dem „schweren Donnerstag“ auch der Beginn des Straßenkarnevals statt. Andere Möhnen-Clubs (MC) und -Vereine (MV) beginnen diesen „heiligen Tag“ mit der Möhenvereidigung, wie die Möhnen der „Kesselemmer Wierschtjer“, wie sich der MC in Koblenz-Kesselheim nennt. Andere Vereine und Clubs hingegen feiern bei Möhnenkaffee, einer Möhnen-sitzung, einer Möhnenprunksitzung oder unter einem anders genannten Veranstaltung bis in die späten Nachmittagsstunden oder Abendstunden ausgelassen hinein. Nach alten Überlieferungen kommt diese Art des feierns aus Nonnenklöstern, wo es anscheinend schon im 16. Und 17. Jahrhundert bei den Festen der „Pfaffenfastnacht“ der Geistlichen und „Zöllibatessen“ (Nonnen) hoch hergegangen sein muß. Mit dem Einzug der Franzosen im Rheinland um 1794, verschwand auch dieser Brauch von der Bildfläche, da die Klöster einfach aufgelöst wurde. Im Laufe der Zeit entstand nach dem Verschwinden dieser Feierlichkeiten zum Ende des 18. Jahrhunderts, ein völlig anderes Karnevals-treiben der Frauen, Weiber und Mägde in den deutschen Karnevalslandschaften. Beherrscht wurde jetzt der Donnerstag vor Aschermittwoch von den Marktfrauen die sehr ausgelassen und ungetrübt feierten und vielfach dieses Fest ausarteten ließen. Nach dem 2. Weltkrieg erfuhr auch dieser Brauch eine Renaissance durch neue Formen, eine andere Organisation und jungen Ideen. Heutzutage beginnt mit dem Schwerdonnerstag, der eigentliche Teil des Straßenkarnevals und der Run auf die „tollen Tage“, der vielerorts auch die männlichen Mitstreiter zum ausgelassenen feiern derart anspornt, daß in den Betrieben und Behörden spätestens ab 11.Uhr 11 die Arbeit zum Stillstand kommt. X wie X-Termine in der Session Mit „X-Terminen“ ist eigentlich gemeint, daß gerade der Vollblutkarnevalist, der stark in seinem heimatlichen Geschehen eingebunden ist, gemeint ist. Für viele Präsidenten, Vorsitzende, Redner, Elferratsmitglieder, Obermöhnen sowohl für Lokalpolitiker, Leuten aus der Wirtschaft und nicht zuletzt auch für die wichtigen Sponsoren bedeutet Karnevals, das man mit der Wahrnehmung vieler Karnevals-veranstaltungen von der Sitzung bis zum Jubiläumsempfang und von Straßen-karneval bis Geistersitzung nichts auslassen kann, da er oder sie bedingt durch seine Popularität, das persönliche Engagement, dies wichtige Funktion die man begleitet, oder einfach nur das die Person ein gerngesehener Gast ist, überall da anzutreffen ist, wo egal in welcher Form auch immer Karneval gefeiert wird. Es ist zwar nicht immer einfach die ganzen Termine zu koordinieren, aber es macht auch Spaß, dort dabei zu sein wo das eine oder andere Gespräch, Witz und Gesang unter Freunden und närrischen Mitstreitern der verschiedensten Korporationen, gepflegt wird. Y wie Bundeswehr Y wie „Bundeswehr“? Was soll das bedeuten. Ganz einfach. Der Buchstabe Y steht bekanntlich bei den Kfz-Zulassungskennzeichen als Abkürzung für die Bundeswehr bzw. deren Fahrzeugpark. Und da Koblenz bis vor einigen Jahren die größte Garnisonsstadt der Bundesrepublik war, läßt sich hier ein Bezugspunkt hinreichend beschreiben.. Und bedingt durch die vielen in Koblenz stationierten Streitkräfte, entwickelte sich bei Karnevalisten und Angehörigen der Bundeswehr ein reges freundschaftliches Verhältnis, daß im Regelfall auch nach der Ver-setzung zu nächsten Standort des Soldaten mit seiner Familie gehegt wurde. Aber, nicht nur das, auch Soldaten können herrlich mitfeiern und beteiligen sich durch ihren am 9. Januar 1968 durch Offiziere des III. Korps gegründeten Karnevalsverein, dem Carneval-Club Korpskommando (CCKK) aktiv am närrischen Treiben an Rhein und Mosel. Und da Koblenz Sitz des III. Korps war und heutiger Sitz des Heeresführungskommandos ist, gehört seit den 60er Jahren die Erstürmung an Karnevalsfreitag mit zum Geschehen des Koblenzer Straßen-karnevals dazu. Wenngleich Koblenz durch die Beendigung des „kalten Krieges“ nicht mehr die größte Garnison ist und das durch die Konversion der Bundes-wehr viele Dienststellen geschlossen worden sind, steht für Karnevalisten wie für die närrischen Streitkräfte des CCKK und die Leitung des Heeresführungs-kommandos fest, daß aus vielen Bekanntschaften Freundschaften geworden sind, und das es für die Zukunft eine Verpflichtung dieser Art der Brauchtumspflege weiterhin untereinander und miteinander gibt. Z wie Zoch Der höchste närrische Feiertag für Karnevalisten im Jahr ist einzig und allein der Rosenmontag, der mit einem närrischen Zug gefeiert wird und auf „Kowelenzer Platt“ liebevoll „Zoch“ heißt. Geschichtlich gesehen läßt sich der Rosenmontag im Kölner Raum bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen und erinnert an den „Sonntag Lätare“, der als eine Vorfeier der Fastenzeit mit Halbfasten gefeiert wurde und trug auch den Beinamen „Rosensonntag“. Dieser Tag wurde als fröhlicher Tag begangen und gefeiert der in der Mitte der Fastenzeit lag, an dem aber die Erinnerung an den vergangenen Fasteleer (Karneval) nochmals auflebte bzw. erinnerte. Sogar Lieder wurden speziell für diesen Tag geschrieben. Als 1823 der Kölner Karneval reformiert wurde behielten die Karnevalisten das Lätarefest auch noch bis zum Jahr 1832 bei. Hiernach wurde er Name Rosenmontag der im Mittelpunkt der Karnevalstage in den Sprachgebrauch aufgenommen und integriert, da die närrischen Haupttage von Sonntag bis Dienstag gefeiert wurden. Der Koblenzer „Zoch“ der sich auf einer Länge von 4,5 km durch die Straßen der Alt- und Innenstadt schlängelt wird durch den Zugmarschall der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval Erich Thönnes auf einem Festwagen angeführt der das Kaiser Wilhelm Denkmal am Deutschen Eck darstellt. Und präsentiert sich den über 150.000 Zuschauern am „Zochweg“ mit weit über 3.000 Aktiven in 11 Gruppen mit über 90 einzelnen Zugnummern, wovon 65 Fußgruppen und 35 Prunk-, Motiv- und Komiteewagen sind. © Hans-Georg "Schosch" Jäckel 1997-2015