-hgj- Auf den Tag genau 3 x 11 Tage und elf Minuten vor der offiziellen Sessionseröffnung am 11. im 11.2022, starteten die Kölsche Grielächer wie immer mit ihrem Herrenfrühschoppen in die jecken Wochen, auf die die 450 Männer im Saal seit Wochen gewartet haben. Nicht umsonst schreibt man der im Jahre 1927 unter dem Namen KG Kölsche Grenadiere e.V. blau-grön gegründeten Komiteegesellschaft zu, daß sie eigentlich mit ihrem „Fröhschoppe nor för Häre“, welcher diesjährig zum 51. Male stattfand, zu das Startsignal der bevorstehenden Session geben.
Wie der Aufbau der Bühne samt Tischeindeckung und der Dekoration in der Aula des Humboldt Gymnasiums am Karthäuser Wall in der Kölner Südstadt – den jedes Jahr elf fleißige Grielächer ab freitags nachmittags in ihre Hände nehmen -, „fluppte“ es auch beim 17köpfigen Serviceteam, von dem die meisten Damen bereits seit Jahren zum Stammpersonal der Grielächer gehören. Kaum hatten die Herren an ihren reservierten Tischen Platz genommen, stand schon das erste von den ab hier nicht mehr gezählten Reissdorf-Kölsch auf vor dem Gast, welcher allerdings trotz dieses herrlichen frischgezapften Genusses auch das Programm nach der Begrüßung um 11.00 Uhr bis in den Nachmittag genoß.
Wenn auch Rudi Schetzkes Stimme immer noch aufgrund Stimmbandproblemen angeschlagen war, ließ er es sich als Präsident der Gesellschaft nicht nehmen die Herren, wie auch die Vielzahl von Ehrengästen, Ehren-Grielächern und den Grielächern des Jahres zu begrüßen. Wie beim profanen Publikum zählten auch hier überwiegend närrische Wiederholungstäter zur Klientel, womit natürlich auch honorige Stammgäste gemeint sind.
Hierbei reichte die Spanne vom Grand Senior des Kölner Karnevals Ludwig Sebus mit seinen 97 Lenzen bis hin zum 35jährigen Sascha Bley, der seit Jahren – zusammen mit Vater Ingo und Onkel Michael – für die hohe Qualität der Orden, Pins, Ehrennadeln und Spangen und anderen närrischen Accessoires in deren Ordensmanufaktur Orden Bley sorgt, da hier „d´r Fastelovend zo hus es“.
Zudem begrüßte Rudi Schetzke vor der Abgabe der Moderation an Ken Reise, desweiteren im Block der Künstler Werner Beyer, Ralf Knoblich, Manfred Krombach, Uwe Modler und Peter Raddatz, von den Präsidenten, Ex-Präsidenten, Senatspräsidenten und Sitzungsleitern Hans-Peter Ehrhardt-Dembeck, Hans Kürten, Reinhold Masson, Lutz Schade, Michael Schwan. Hierzu gesellten sich außerdem als Kölner Ex-Bauer Markus Meyer, die ehemaligen Prinzenführer Rüdiger „Rudi“ Schlott und Werner Sobik, sowie von der Gemeinschaft ehemaliger Präsidenten und Mitarbeiter im Festkomitee Uwe Brüggemann und Alfred Kröll, wie auch Harry Kramer als Kommandant der KG Treuer Husar, der neben seinem Vizekommandanten Dieter Hagen auch noch eine Vielzahl Husaren im Gepäck hatte. Nicht vergessen werden darf Hartmut Korthäuer, dem früheren Herbergsvater des Maritim Hotels Köln, in dem alle Sitzungsveranstaltungen der Gesellschaft seit der Eröffnung des Vier-Sterne-Hauses stattfinden.
Nach der Begrüßung, bei der sich die aktiven Grielächer zusammen mit der Marketenderin (als Quotenfrau) der Gesellschaft Maren Magnus hinter Rudi Schetzke imposant ins Bild setzten, startete Ken Reise den ersten Teil des närrisch-heiteren vormittags und holte als Eisbrecher keinen geringeren als Jupp Menth in seiner herrlichen Type als „Ne Kölsch Schutzmann“ op de Bühn´. Jupp Menth hielt in seiner geschliffenen Rede wieder eloquent und knallhart in herrlich derbem Kölsch insbesondere Politik und Kirche seinen Spiegel in seinen Vortrag vor. Den „Kölsche Schutzmann“, der nach eigener Aussage krank ist, will heißen „bühnenkrank ist“ und zum Ausdruck brachte: „Ich kann et nit losse“, ließen die Männer im Saal erst nach einigen Zugaben, reichlichem Applaus und stehenden Ovationen vom Podium des in blau und grün geschmückten Saales, der an den anderen 364 Tagen des Jahres eine triste Schulaula der Stadt Köln ist.
Wie „Ne kölsche Schutzmann“ kündigte Nummerngirl Jeanine den nächsten Programmpunkt des Morgens an, für die Grielächer-Literat Thorsten Stommel die die fünf Musiker Stefan Fischer, Udo Jatzwauck, Ralph Kleist, Robert Rothenbücher und Hans Georg Wagner verpflichten konnte, die besser unter Ihrem Bandnamen „Filue“ bekannt sind, und, mit ihrem halbstündigen Repertoire ihrer Lieder die Stimmung in der Aula nach oben katapultierten. Nach dem Respekt des gutgelaunten und bereits jetzt schon ausgiebig feiernden Publikums, bedankte sich die Band mit musikalischen Zugaben, und überließ sodann das Podium einem der mittlerweile größten Bühnenakteure des Kölschen Fastelovends.
Hierzu begrüßte Moderator Ken Reise keinen geringeren als „JP Weber“ (Jörg Paul Weber), der eine der schönsten Wochen in seinem Leben hinter sich hat. So stellte „JP“, den Freunde auch „Jörsch“ nennen dürfen, innerhalb weniger Tage zusammen mit dem Kölner Marzellen Verlag sein erstes Buch mit dem Titel „Wo jeiht et he op de Bühn?“ vor, worauf in Kölns Guter Stube, dem Gürzenich, sein „Konzerts und Lesung op Kölsch“ vor ausverkauften Saal stattfand. Abgerundet wurden diese beiden Höhepunkte des kongenialen Künstlers, durch die Verleihung der „Willy-Millowitsch-Medaille“ durch das am 2. Februar 2022 und nach 55 Jahren neugegründete Kuratorium der „Willy-Millowitsch-Medaille“ verliehen. Zu den Kuratoriumsmitgliedern gehören Fritz Schramma (Kölner Alt- und Herzens-OB), Frauke Kemmerling (ehemalige Intendantin des Kölsch Hänneschen Thiater), Isabelle Assenmacher, Louwrens Langevoort, Ralf Schlegelmilch, Michael Nücken, sowie der Vorsitzende des Kuratoriums Hendrik Biergans, die allesamt die wichtigste Ehrung der Kölner Kultur durch ihre Wiedergründung neu aufblühen lassen.
Wie man Jörg Paul Weber kennt und schätzt, präsentierte er sich auch beim Herrenfrühschoppen wieder als charmant frecher Humorist, eigenwilligen Entertainer, der es versteht, sein Publikum mit Witzen, Zweideutigkeiten, Definitionen von kölschen Begrifflichkeiten, aber auch als virtuoser Flitsch-Akrobat (Mandoline-Spieler) mit kölsche Krätzjer, Jazzvarianten, Blueseinlagen, und handgemachtem Rock’n’Roll in seinen Vorträgen und Auftritten zu begeistern. Jörg Paul Weber ist seit Jahren einer der markentesten und gefragtesten Bühnenkünstler des Karnevals und außerhalb der „fünften Jahreszeit“ der Gegenwart und einfach ein lebensfroher wie volksnaher Bühnenakteur. Wie bei den vorgenannten drei Ereignissen – von Buchvorstellung bis hin zur Gala – begeisterte der begnadete Einzelkünstler auch alle 450 Männer, die ihm dies mit minutenlangem Beifall und Forderungen nach mehrfachen Zugaben dankten.
Vor der verdienten Pause für alle Herren im Saal, überraschte Rudi Schetkze nochmals durch wiederholte Bühnenpräsenz. Hierzu hatte er Maren Magnus und Ken Reise zur Seite stehen, und bat einen bekannten Kölner Karnevalisten und Bühnenkünstler aufs Podium, der stets präsent und überwiegend im Hintergrund agiert. So dankten die Kölsche Grielächer dem Nippeser Ur-Gestein Hans Breuer für dessen Schaffen im Kölner Karneval und der eigenen KG mit der Ernennung zum Ehren-Grielächer, die er völlig überrascht gerne annahm. Als äußere Zeichen überreichten Rudi Schetzke, Ken Reise und Maren Magnus Hans Breuer mit der Übergabe von Urkunde und „Mötz“.
Hiernach lud Rudi Schetzke die Herren zum Imbiß ein, welcher klassisch aus Grünkohl mit Kartoffelwürfeln und Mettwurst und reichlich Kölsch bestand. Den Einstand in die zweite Abteilung mußte nach Essen, Kölsch und dem Verdauungsschnaps mit lockerem Mundwerk, witzigen Anekdoten und dem sprichwörtlichen Schalk im Nacken Comedy-Dame „Liselotte Lotterlappen“ (Joachim Jung) meistern.
Sodann folgte mit dem Auftritt der 24 Cheerleader des 1. FC Köln „för de Häre jett för die Äujelchen“, wobei es keinen Mann mehr auf seinem Sitz hielt. Hierbei wurde gleich reihenweise, wie auch bei allen Künstlern des Tages die Smartphones gezückt, da man spätestens am nachfolgenden Montag in der Frühstückspause dem Kollegen beweisen mußte, welche sonntäglichen Höhepunkte dieser versäumt hatte. Auch hier gab es wieder den verdienten Applaus für schnelle Schrittfolgen, Hebungen und Würfe, die die Mädels nicht wie bei Kölner Tanzkorps üblich in diesem Fall ohne männliche Hilfe perfekt absolvierten.
Das Finale des 51. Grielächer Herrenfrühschoppens, der einst durch Initiative des damaligen Präsidenten Hans Bauhof in der Kantine des Kölner Polizeipräsidiums am Waidmarkt zurückging, gehörte nach dem Dank an Nummerngirl Jeanine den „Rabaue“, die mit ihren Hits und Liedern der brillante Abschluß nach 15.00 Uhr waren und allen Anwesenden einen Vorgeschmack auf die kommenden Session gaben, bei der es in der Domstadt frei nach dem Motto zum 200järhigen Jubiläum recht „krüzz oder quer“ zugehen wird.
Im Übrigen steht Rudi Schetzke nach Jupp Förster (1927-1964), Hubert Förster (1964-1967), Hans Bauhoff (1967-1993) und Heinz Schmitz (1993-2003) erst als fünfter Präsident in der Geschichte seiner Gesellschaft vor, die derzeit inklusive der 27 Senatoren nur 103 Grielächer-Mitglieder hat.
Schließen möchte typischkölsch.de diesen Artikel mit dem facebook-Zitat von Alfred Kröll, welcher nicht nur in seiner Heimatgesellschaft der KKG Nippeser Bürgerwehr 1903 e.V., sondern auch hierüber hinaus im Vorstand des Festkomitee Kölner Karnevals, der Dachorganisation des organisierten Fasteleers der Domstadt, über Jahre und Jahrzehnte viel bewegt hat: „Die Grielächer haben es einfach wieder geschafft, einen phantastischen Auftakt hinzulegen und die anwesenden Männer hatten ihren Spaß beim 51. Herrenfrühschoppen. Ich freue mich schon auf den 52. im kommenden Jahr.“
Quelle: © 2022 Hans-Georg „Schosch“ und Niklas Jäckel/typischkölsch.de
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