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75 Jahre Hausfrauennachmittag – Mädchensitzung der Greesberger

Über 1.300 bestens gelaunte Damen trotzten dem heftigen Schneefall und feierten am Mittwoch (17. Januar 2024), im Maritim die diesjährige Mädchensitzung der Großen Karnevalsgesellschaft Greesberger unter dem Motto „75 Jahre Hausfrauennachmittag“.

Im Jahr 1949 veranstalteten die Greesberger erstmals einen Hausfrauennachmittag und legten damit den Grundstein für die heutigen Damen- beziehungsweise Mädchensitzungen im Kölner Karneval. In Kooperation mit der Kölnischen Rundschau wurde dieses neue Format vom späteren Präsidenten der Greesberger Herbert Limbach ins Leben gerufen.

Hintergrund war, den Damen, die im Krieg und der Nachkriegszeit oft rund um die Uhr und an sieben Tagen arbeiteten, für einige Stunden Freude und Ausgleich zu bieten. Die Premiere der Hausfrauennachmittag fand im damaligen Imperial (Ehrenstraße) statt. Aufgrund der großen Nachfrageerfolgte schon nach zwei Jahren der Umzug in den großen Sartory Saal. Seit 20 Jahren ist die Sitzung im Maritim.

„75 Jahre Hausfrauennachmittag“ – aus diesem Grund kam der Elferrat unter der souveränen Leitung von Michael Kramp in „Hausfrauenkostümen“ mit Schürzen und Kopftuch bekleidet sowie einem Staubwedel in der Hand auf die Bühne.

Ihr Debut im Maritim und bei den Greesbergern gab die Gruppe „StadtRand“. Sie brachten die Damen direkt zu Beginn in eine super Stimmung. Die Gruppe war auch selber vollkommen begeistert von dem, was sie im Saal und auf der Bühne erlebt hatten.

Während bis zur Pause neben „StadtRand“ die beiden Redner „Liselotte Lotterlappen“ (Joachim Jung) und „De Frau Kühne (Ingrid Kühne) im Mittelpunkt standen, gab es für die Damen im zweiten Teil der Sitzung kein Halten auf den Stühlen mehr. „Höhner“, „Räuber“, „Klüngelköpp“, „Domstürmer“ und „Paveier“ „rockten die Bude“ im wahrsten Sinne des Wortes.

 

V.l.n.r.: Greesberger-Präsident Markus Otrzonsek, Christoph Kuckelkorn sowie Detlef Kramp (G.K.G.-Ehrenpräsident
und Vorsitzender des Ehrenrat)

Für seine Verdienste um die Gesellschaft wurde Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn zu Beginn der zweiten Abteilung geehrt und zum Ehrenratsherrn der Greesberger ernannt.

Viele Damen buchten im Anschluß an die Sitzung schon ihre Karten für die Mädchensitzung 2025. Im Foyer wurde nach der Sitzung noch Musik von Manfred Krombach aufgelegt. Das eine oder andere Kölsch fand trotz der Wetterlage somit noch seinen Abnehmer.

 

1949-2024: 75 Jahre Hausfrauennachmittage

In dieser Session feiern wir ein besonderes Jubiläum: die G.K.G. Greesberger hat 1949 erstmalig einen Hausfrauennachmittag veranstaltet und somit die Grundlage für die heutigen Damen- und Mädchensitzungen ins Leben gerufen.

Die Geschichte der Hausfrauennachmittage (HFN) begann 1949, veranlaßt durch die Kölnischen Rundschau. Der spätere Präsident der Greesberger, Herbert Limbach war von Anfang an der Sitzungsleiter. Herbert Limbach wurde es offenbar in die Wiege gelegt, die Menschen zu unterhalten und ihnen Freude zu machen. Dazu gehörte auch seine Truppenbetreuung im Krieg, die auch schon im Fernsehen gezeigt wurde. Das Motiv für die Durchführung der Hausfrauennachmittage war die Idee, den „Hausfrauen“, die damals rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche und in der schweren Zeit im „Dienst“ waren, etwas Abwechslung von ihrem Alltag über den Karneval zu bieten.

Herbert Limbach, Präsident der Greesberger von 1958 bis 1969, von 1970 bis 1977 und von 1982 bis 1986, leitete die HFN der Kölnischen Rundschau. Man hatte ihn anfänglich recht mitleidig belächelt, als er sich 1949 auf ein – karnevalistisch neues Feld wagte. Skepsis war die mildeste Form der Ablehnung, die man den Rundschau-Hausfrauennachmittagen mit Herbert Limbach entgegenbrachte.

Herbert Limbach leitete aber eine neue Entwicklung im Karneval ein, die als Präsident der Greesberger fortführte. Später wurde er respektvoll der „Vater der Damensitzung“ genannt.

Premiere der HFN war im „Imperial“ an der Ehrenstraße, in den ersten Jahren fanden fünf Veranstaltungen statt. Aber der Andrang war in kurzer Zeit so groß geworden, daß die Nachmittage nach zwei Jahren in den großen Sartorysaal umziehen mußte. Im Jahre 1958 stellte die Rundschau die HFN ein. Der Grund ist nicht bekannt. Herbert Limbach, der dann 1958 zu den Greesbergern kam brachte die HFN als fester Bestandteil der Karnevalsveranstaltungen mit. Am 14. Januar 1959 fand der erste HFN der Greesberger im großen Festsaal Sartory statt. Das Sessionsheft der Greesberger aus dem Jahre 1959 weist sechs Veranstaltungen (HFN) aus. Bis 2003 fanden sie im Sartory statt. Seit 2004 ist die Mädchensitzung im Maritim – Hotel. Über die Jahre hinweg wurden inzwischen aus den sechs Veranstaltungen nur noch eine. Aber die hat es in sich. Bis zum Jahre 1956 fanden die HFN ohne Elferrat statt. Erst im Jahre 1957 stellte die K.G. Sr. Tollität Luftflotte erstmalig bei einer Damensitzung einen Elferrat. Heute sind die Damensitzungen aus dem Fastelovend nicht mehr wegzudenken.

Zeitungsbericht vom Hausfrauennachmittag der Greesberger 1950

Wie jede frühere Hausfrauennachmittag der Kölnischen Rundschau hatte auch der 14. Januar 1950 und der 15. Januar 1950 am Mittwoch und Donnerstag im Imperial eine besondere Überraschung.

Diesmal hieß sie Elly Glässner. Die wohl kultivierteste und populärste Vortragskünstlerin vollbrachte im Rahmen eines karnevalistischen Programms wieder einige kabarettistische Kabinettstücke, die den Menschen und die Künstlerin Elly Glässner gleichermaßen auszeichnen. Hätten doch alle ihre Kolleginnen die gleiche Selbstironie. Und hätten doch alle Nachfolgerinnen die gleiche Liebe zur Kleinkunst, die ein Niveau bestimmt, das heute leider unerreicht ist! Elly Glässner hineingestellt in eine Folge von Büttenreden, war das nicht etwas gewagt? Manche, die die Künstlerin nicht kannten, glaubten das.

Doch überlegen und sicher wie immer trat Elly Glässner an das Mikrofon und ließ unsere Hausfrauen bereits nach den ersten Worten vergessen, daß wir im Karneval STEHEN; EINE Tatsache; die sowohl für die reife Kunst Elly Glässner spricht, als auch für die Urteils- und Aufnahmefähigkeit der Besucherinnen. Wir möchten sie recht bald wieder in Köln sehen.

Am Mittwochnachmittag war Karl Schmitz-Grön wieder in großer Fahrt, als er „auf große Fahrt zum Fasching nach München“ war, vertrat ihn Herbert Limbach, ein Mann, der seine Aufgabe nicht nur routiniert löste, sondern viele neue Freundinnen gewann. Ja, der schmale Herbert Limbach kennt die Kölnerinnen!

Das karnevalistische Programm bestritten Jupp Weller als „Tünnes“, Ludwig Geisler als „Tränentier“, Kaspar Empt als „Schutzmann Streukuchen“, die zwei „Holzköpp“ (Gesangduett) und die Komiker „Dick und Dünn“, Rita Knodt, die junge charmante Sängerin, sang moderne Schlagerlieder und die Kapelle „Les Serenades“ lieferte den musikalischen Part. Dr. Ernst Miller als Gast vom Café Wien und „Flügelmann“ der Elly Glässner erhielt zwar keine Blumen wie die beliebte Künstlerin, dafür aber eine zünftige Rakete.

Quelle (Text): Große Karnevals-Gesellschaft Greesberger e.V. Köln von 1852; (Foto/s): Dr. Günter Peters