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Die Roten Funken feiern Geburtstag: 70 Veranstaltungen in einem Jahr

„Brauchtumspflege als Aktivposten in der Stadtgesellschaft“

Ein Jahr lang feiern die Roten Funken ihren 200. Geburtstag: Auf rund 70 Veranstaltungen zelebriert das älteste und größte Traditionskorps der Stadt Köln nicht nur sein Jubiläum, sondern zeigt auch, wie Brauchtumspflege zeitgemäß umgesetzt werden kann. Das reicht vom kleinen „Unplugged-Konzert“ bis zur großen Revue in der LANXESSarena. Von der (selbst-) kritischen Podiumsdiskussion, wie sich Karneval zwischen Kommerz und Brauchtum positioniert, bis zu einem Konzert unter Mitwirkung des Gürzenich Orchesters in der Kölner Philharmonie. Präsident Heinz-Günther Hunold: „Die Roten Funken sind ein Aktivposten der Kölner Stadtgesellschaft. Mit unserem Jubiläumsprogramm wird das sichtbar.“

Um ein so umfängliches Programm auf die Beine zu stellen, muß man frühzeitig mit den Vorarbeiten starten. Bereits 2016 fanden erste Überlegungen statt. Es schälte sich dann langsam ein Programm heraus, das zum einen dem Selbstverständnis der Roten Funken entspricht und zum anderen möglichst viele Interessenten erreichen soll. „Wir setzen auf Vielfalt, um auch solche Bürgerinnen und Bürger zu erreichen, die Karneval und Brauchtum durchaus distanziert gegenüberstehen“, faßt Walter Hüsch zusammen, bei dem als Koordinator die Programm-Fäden zusammenlaufen.

Da gibt es zum Beispiel eine ganze Reihe von Diskussionsveranstaltungen, die alle im Haus der Roten Funken, in der Ulrepforte, stattfinden und die sich mit kritischen Themen befassen. Wie zum Beispiel: Karneval in der NS-Zeit, Kommerzialisierung des Brauchtums oder dem Zusammenspiel von Kirche und Karneval. Alle ein Stück Selbstreflexion und eigene Standortbestimmung – nicht nur für die Roten Funken, sondern für alle Brauchtumspfleger.

Empathie als Antrieb

Und dann gibt es im Programm ein Stück gelebte DNA der Roten Funken: soziale Verantwortung und Empathie. Zum Beispiel, wenn die Funken in der Karnevalszeit mit Sammelbüchsen durch Säle und Straßen ziehen, um Geld für obdachlose Frauen zu sammeln, wenn sie einen „Jubiläumswein“ ausschenken, der von einem bei der Flutkatastrophe schwer geschädigten Winzerbetrieb an der Ahr stammt oder wenn sie vor und nach Karneval zusammen mit anderen Karnevalisten bei der Aktion „Kölle putzmunter“ mit anpacken und die Kölner Innenstadt vom Müll befreien.

Ein Highlight des Straßenkarnevals ist alljährlich das Funken-Biwak auf dem Neumarkt. Im Jubiläumsjahr werden solche Biwaks im Miniformat in den Kölner Veedeln stattfinden – in Zusammenarbeit mit den dortigen Vereinen. Da kann jeder mitfeiern – draußen und umsonst. Einen ganz anderen Ansatz wählt das „Fest der Masken“, eine Reminiszenz an das 19. Jahrhundert, als die Kölner Bürgerschaft sich zu üppigen Maskenbällen traf. Ein solches Fest, das mit Anlehnungen an den venezianischen Karneval nicht geizte, wird jetzt im Gürzenich stattfinden – mit Feuerschluckern und anderen Artisten sowie stilechtem Ambiente. Es gilt Maskenpflicht, womit endlich einmal nicht die FFP-Corona Masken gemeint sind…

Einige kulturelle Großereignisse runden das Programm ab: Eröffnet wird das Jubiläumsjahr mit einem Konzert in der Kölner Philharmonie. Markus Stenz dirigiert das Gürzenich-Orchester und Alvaro Palmen das Jugendsinfonieorchester. Beide spielen unter dem Titel „So klingt Köln“ nicht nur die karnevalistischen Evergreens aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Eine umfangreiche Ausstellung zur Geschichte der Roten Funken wird in der großen Halle der Kreissparkasse am Neumarkt gezeigt, wobei „lebende Bilder“ mit echten Funken dafür sorgen werden, dass nicht zu viel kulturelle Ehrfurcht aufkommt.

Traditionen wiederbeleben – und weiterentwickeln

Die Jugend hat gleich mehrere Veranstaltungen des Jubiläumsprogramms im Visier: Im Studentenviertel KwartierLatäng starten in beliebten Szene-Hotspots kleine Kneipen-Partys. In den Lokalen sorgen die Funken für Präsenz und Programm. Walter Hüsch: „Wir wollen zeigen, daß Karneval feiern nicht automatisch exzessiver Alkoholkonsum bedeutet. Womit ja das Kwartier Latäng und damit auch der Kölner Karneval in den letzten Jahren überregional Kritik ernteten.“ Deutlich jüngere Zielgruppen hat eine „Roadshow“ der Funken im Visier. Schulen und Schulklassen werden besucht, um Kölsches Brauchtum anschaulich und hautnah zu vermitteln. Erfahrung der Funken: Die Jüngsten wissen oft nicht, was es mit dem Karneval oder den Traditionsgesellschaften auf sich hat. Das ist dann ein Stück Mission in der innerstädtischen Diaspora.

Die Beispiele zeigen das breit angelegte Spektrum des Jubiläumsprogramms. Der große Paukenschlag kommt aber zum Schluß. In der LANXESSarena wird eine Revue stattfinden, die ausdrücklich keine Karnevalsparty sein wird, sondern einen Rückblick auf zwei Jahrhunderte Weltgeschehen gibt – und da zwischen die Roten Funken als kleines Rad im großen Weltgetriebe. Eine Revue, für die Divertissementchen-Regisseur Lajos Wenzel das Drehbuch geschrieben hat. Heinz-Günther Hunold selbstsicher: „Wer das verpaßt, muß sich anschließend 200 Jahre lang ärgern.“

https://200johr.de/hier-geht-es-zum-programm/

Quelle und Grafik: Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V.