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„Fest in Blau“ – Outdoor in der Arena am Alter Markt und „janz höösch“ als Zeichen für den Frieden

-hgj/nj- Wie gut der Kölner Karneval in sich organisiert ist, zeigte sich wieder einmal an den Blauen Funken, die sich vor den Veranstaltungen im Straßenkarneval voll und ganz trotz Pandemie und amtlichen Vorgaben auf ihre Veranstaltungen in den Sälen konzentriert hatten. Jene konnte bis auf den Regimentsappell am 21. Februar 2022 im Gürzenich aufgrund der von Bund und des Landes Nordrhein-Westfalen erlassenen Corona-Schutzverordnungen vorher nicht stattfinden.

Somit standen sieben von acht Sitzungen, die beiden Ballveranstaltungen und der Regimentsappell vor dem Aus. Dennoch konnte die Gesellschaft zumindest drei ihrer Sessionsveranstaltungen für Publikum und Korps unter Einhaltung amtlicher Verordnungen Corona-konform und der 2G-Plus-Regelungen aufgrund von amtlichen Lockerungen retten. Nach der für die Öffentlichkeit zugänglichen Outdoor-Sitzung im Tanzbrunnen „Blau-Wiesse Fastelovendsluft“ und dem erwähnten Regimentsappell (ausschließlich Mitglieder und geladene Gäste), hatten die Kölner Funken Artillerie blau weiß auch eine Lösung für das für Weiberfastnacht geplante „Fest in Blau“ parat.

Zuträglich hierfür war die auf dem Alter Markt aufgebaute Arena, welche mit dem Start des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht von einigen Kölner Gesellschaften für ihr närrisches Spektakel genutzt wurde. Wenn schon im zweiten Jahr in Folge das „Fest in Blau“ seine über 60jährige Tradition wiederholt unterbrechen mußte, durfte in diesem Jahr dieses Fest statt mit überlicherweise tausenden Besuchern im Gürzenich zumindest Outdoor in der Arena mit überdachten Tribünen auf dem Alter Markt stattfinden.

Überschattet wurde der Veranstaltungstag an Weiberfastnacht allerdings bereits seit den frühen Morgenstunden durch den willkürlich durch den russischen Despot und Diktator Putin ausgelösten Angriffskrieg aufs friedliche Nachbarland der Ukranie. Hierauf reagierten die Blaue Funken spontan, indem das Programm kurzerhand umgestellt und alle Künstler gebeten wurden, Lieder vorzutragen, die der Situation mit leiseren Tönen angepaßt waren.

Seit über 140 Jahren gehört zum blau-weißen Traditionskorps deren Kinder- und Jugendtanzgruppe, denen man natürlich auch heute den Auftritt gönnte. Um diesen soweit wie möglich unbeschwert zu ermöglichen, durften Blaue Funken-„Pänz“ nicht nur wie geplant mit dem Kölner Kinderdreigestirn aufs Podium ziehen, sondern auch vor Kölns kleinen Trifolium ihre tänzerischen Leistungen präsentieren.

Und wieder war es der Kinderbauer Robin Fischenich (Sohn des Blaue Funken-Wachoffiziers Oliver Fischenich), dem diesmal etwas mehr Aufmerksamkeit zuteil wurde, als dem Prinzen und der Jungfrau im Kölner Kinderdreigestirn, da er bei seiner Heimatgesellschaft, den Blauen Funken, auftrat. Dies zeigte er auch direkt mit seiner Kopfbedeckung, denn er hatte den Hut des Bauern gegen das Blaue Funken-Krätzchen getauscht, teilte Dr. Armin Hoffmann als Vizepräsident und Pressesprecher in seiner Medienmitteilung mit, worauf das 152jährige und zugleich zweitältestes Traditionskorps der Domstadt besonders stolz ist.

Nach dem Dank an das Kinderdreigestirn und den eigenen „Pänz“ der Kinder- und Jugendtanzgruppe, wendete sich Björn Giresemann als Funken-Präsident an die kostümierten Menschen auf den Rängen der Tribünen, und bat um eine Schweigeminute für die verzweifelten Menschen der Ukraine, die sicherlich noch weitere solche schwierige Stunden, Tage und Wochen durch den heute begonnenen Überfall auf ihr Heimatland erleiden müssen:

„Viele von Euch sind heute Morgen mit der Meldung aufgewacht, daß der russische Präsident Vladimir Putin mit seinen Soldaten einen Krieg gegen die Ukraine begonnen hat. Es ist Krieg in Europa. In diesen Stunden berichten die Medien von ersten Toten. Die Frage kommt auf, ob man in einer solchen Situation Fastelovend fiere kann? – Wir als Funken sagen mit großer Überzeugung: Ja, das können und das dürfen wir!

Rheinischer Karneval ist nicht nur Spaß an d‘r Freud, sondern zu allen Zeiten der Ausdruck unserer freien, demokratischen, toleranten Lebensweise. Genau diese Lebensweise ist für den russischen Präsidenten eine Bedrohung. Vor allem deshalb hat er diesen Krieg begonnen, weil er die freie, demokratische, tolerante, westliche Lebensweise ablehnt. Das tun wir als Karnevalisten nicht! Wir drücken durch unseren Fasteleer aus, daß kein Machthaber, kein Diktator, kein Herrscher dieser Welt uns diese Lebensweise, dieses Miteinander, diese Achtung vor der Würde jedes einzelnen Menschen zerstören kann. Wir glauben nicht an die Macht von Bomben, wir glauben nicht an die Macht von Krieg, wir glauben nicht an den Sieg der Gewalt.

Wir glauben an das Gute, an eine tolerante und gerechte Gesellschaft, wir glauben an die Macht des Friedens und die Kraft der Solidarität. Verstehen wir daher unseren Fastelovend als einen überzeugenden Ausdruck dieser Lebensweise!“

Björn Griesemann erklärte hiernach den Gästen seiner Gesellschaft in der restlos ausverkauften Arena, daß das Programm aufgrund der Situation leicht angepaßt wurde. Welches vom Publikum mit stürmischem Applaus quittiert wurde.

Alsdann begrüßte das Publikum das Kölner Dreigestirn auf der Bühne vor dem Rathausturm, das zusammen mit ihren Ehefrauen aufgezogen war. Bei ihrer Vorstellung verzichteten „Prinz Sven I.“, „Bauer Gereon“ und „Jungfrau Gerdemie“ sowohl auf Musik und großen Gesten und erhielt hierfür und das Durchhaltevermögen über zwei Sessionen mit Beifall, stehenden Ovationen zu den Tönen ihres Sessionsliedes eine tiefe Verneigung vom ihrem Publikum.

Die Blauen Funken dankten den drei Freunden aus den Reihen der Altstädter Köln mit einem Scheck in Höhe von € 3.333,00, welcher der Matthias Scherz Stiftung für die Aktion „Grundschulen in Bewegung“ weitergereicht wird. Sehr emotional wurde es nach der Scheckübergabe fürs Trifolium, Publikum und auch die Blauen Funken mit dem Auftritt von „JP Weber“ (Jörg Paul Weber), der als Überraschungsgast von den „Bläck Fööss“ das Lied „En unserem Veedel“ intonierte.

Beim sodann folgenden Aufzug des Korps, gab es nach den Tänzen der Artillerie-Tänzer mit ihrer Marie Marie Steffens, ebenfalls einen Moment des Wehmutes, da Thomas Klinnert nach 12 unvergeßlich schönen Jahren und Sessionen sein Amt als Korpskommandant bei den Wahlen für einen Nachfolger zur Verfügung stellt. Hierfür dankte das Korps der Aktiven Thomas Klinnert mit einem ersten Geschenk. Passend zum diesjährigen Rosenmontagsmotto, hat man den aktuellen Orden in einen Glasrahmen gefaßt und mit der Aufschrift „Alles hät sing Zick“ versehen, welches der Korpskommandant emotional mit Worten des Dankes entgegen nahm.

Das Programm beim „Outdoor-Fest in Blau“, ließ bei allen beteiligten ebenfalls keine Wünsche offen. So wirkten nach dem Abzug der Korpsteile „janz höösch“, also mit ruhigeren Tönen „Auerbach“, die „Rhytmussportgruppe“, „Stattrand“, „Miljö“, „Bläck Fööss“, „Domstürmer“, „Kasalla“, die „Klüngelköpp“, wie im Finale bis kurz vor 22.00 Uhr „cat ballou“ bei dem friedlichen Fest in der Arena am Alter Markt mit.

Quelle und Fotos: © 2022 Hans-Georg „Schosch“ und Niklas Jäckel/typischkölsch.de
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