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Kölsche Funke können Ülepooz bis 2133 in Erbpacht als Rote Funken-Turm nutzen

-nj- Wie jedes Jahr Ende November stand bei den Roten Funken die diesjährige „Diskösch met d´r Press“ im Jahreskalender. Wenngleich dieser Termin, wie heute Abend in den Zeitraum zwischen Sessionsauftakt und der Advents- und Weihnachtszeit fiel, erhielten die eingeladenen Medien wie immer interessante Einblicke über geschehene Aktivitäten, die Planungen der am 1. Januar beginnenden närrischen Wochen 2019, sowie die erfolgreiche CUSA-Korpstour, welche 130 Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V. als Botschafter Kölns vom kubanischen Havanna bis nach Las Vegas in die USA führte.

Bereits bei seiner Begrüßung betonte Hans-Günther Hunold – als Präsident und Kommandant der ersten Korpsgesellschaft im Kölner Karneval -, daß der diesjährige Presseabend der letzte dieser Art in der alten Ülepooz sei, da bereits im Januar die Erdarbeiten des Erweiterungsbaues des ehemaligen Mühlenturms und des kleinsten Stadttores der Domstadt beginnen.

In lockerer Atmosphäre – wie könnte es auch bei den 1823 gegründeten Roten Funken anders sein -, genossen die Medienvertreter aller Fachrichtungen zusammen mit den Herren des Vorstandes und weiteren Funktionsträgern ihren Smal Talk bei kleinen Canapés und gekühlten Getränken, bevor Günter Ebert als Presseoffizier seiner Gesellschaft, die närrischen Berichterstatter zum Fototermin vor die Ülepooz bat, wo demnächst die Bagger anrücken.

Hier stand nunmehr ein nagelneuer FORD Mustang parat, in dem flankiert von zwei Rekruten, Präsident Heinz-Günther Hunold mit dem Tanzpaar seiner Gesellschaft Judith Gerwing und Pascal Solscheid Platz nahmen. Dass man dieses Auto im Frühjahr nächsten Jahres bei einer Versteigerung gewinnen kann, wollte der Präsident der Roten Funken im Laufe des Abends weiter ausführen. Alsdann führten Pressesprecher und Präsident die Journalisten in den Gedenkraum des Turms der Ulrepforte, in dem man gemeinsam nach herzlichen Worten eine Gedenkminute für Wolfgang Meier einlegte, welcher nach langer schwerer Krankheit am 14. November 2018 verstorben ist und am heutigen Tage auf Melaten zu Grabe getragen wurde. Wolfgang Meier wurde im Januar 1978 vereidigt und diente seiner Gesellschaft in verschiedenen Positionen als treuer Funk bis zuletzt in Jahr 2011 als Literat wo er krankheitsbedingt sein Zepter in die Hände seines Nachfolgers Michael Ströter legen mußte. Seine ewige Ruhe fand der Senator der Roten Funken – der es in seiner karnevalistischen Laufbahn bis zum Generalrang und Ehrenmitglied geschafft hat – in der Grabstätte der Kölsche Funke rut-wieß, wo er als erster Funk beigesetzt wurde.

Anschließend traf man sich im Kellergewölbe der Caponniere wieder, in dem seit vielen Jahren die „Diskösch met d´r Press“ genüsslich, wie informativ abgehalten wird. Vor der Suppe blickte Heinz-Günther Hunold nochmals zurück und ließ die eingangs erwähnte CUSA-Tour Revue passieren. Nach ihrem Abflug von Frankfurt/Main begeisterten die Roten Funken in der kubanischen Hauptstadt Havanna zusammen mit „Höhner“ und kubanischen Musikern die Bevölkerung, die mit über 2.000 „jecken Kubanern“ nicht genug von den Botschaftern der Domstadt, ihren Uniformen und der rheinländisch karnevalistischen Musik der „Höhner“ bekommen konnten. Volksnah und aufgeschlossen erwiderten die Kubanerinnen und Kubaner den Gästen aus „Good old Germany“ mit Einladungen in ihre Wohnräume, wodurch die Roten Funken einen Einblick in die „ärmlichen“ aber dennoch glücklichen Lebensverhältnisse der Menschen des Karibikstaates mitnehmen konnten. Hierbei entstand auch die Idee einer Kooperation – wie der Rote-Funken-Präsident ausführte -, in dessen Rahmen Musik und Tanz aus Kuba in Köln gelehrt werden soll

Vor der Weiterreise in die USA, standen die Roten funken am 3. Oktober 2018 für 700 Diplomaten und geladene Gäste in der deutschen Botschaft Spalier und gewannen auch hier die Herzen der Anwesenden, die über diesen außergewöhnlichen Besuch und die Musik der „Höhner“ sehr überrascht waren.

In den USA angekommen besuchten die Mitglieder des 1823 gegründeten Kölner Traditionskorps von der Elementary School (Grundschule) bis zur Junior High School als Mittelschule, wo die Funken samt ihrer Marie Judith Gerwing und Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, als Vertreterin von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, das amerikanische Schulsystem kennenlernten. Insgesamt drei Stipendien wurden hierbei von den Funken vergeben, wodurch zwei Mädchen und ein Junge ihre Schulausbildung fortsetzten können.

Mit 48 FORD Mustangs und 18 Motorrädern der Marke Harley Davidson folgten die 130 Teilnehmer der 2018er CUSA-Tour der Route 66, die nach einigen Zwischenstopps auf eine Ranch führten. Bei ihrem Aufenthalt auf der Ranch gehörten unter anderem Rodeo-Reiten, Lagerfeuerabende, Lasso- und Hufeisenwerfen oder gemeinsame BBQs zum Leben, so daß man sich hierdurch wie ein Cowboy fühlte.

Als eine besondere Werbekampagne sah wohl die in Dearborn/Michigan ansässige Konzernspitze der FORD Motor Company das Spektakel der Kölsche Funke, denen man die 48 FORD Mustangs anvertraut hatte, so daß man kurzerhand den Roten Funken einen Mustang zur Verfügung stellte, der beim voraussichtlich im Frühjahr 2019 stattfindenden Konzert der „Höhner“ versteigert wird.

Im Anschluß an die Markbällchensuppe, gehörte Ulrich Schlüter das Wort, welcher in seiner Gesellschaft die Funktion des Burgvogts inne hat. Als Burgvogt hat Uli Schlüter gehören nur die Pflege des im 13. Jahrhundert errichteten Turms zu dessen Aufgaben, sondern als Architekt auch die Erweiterungsarbeiten des Turms, für die am 23. September diesen Jahres der erste Spatenstich mit der Toröffnung des seit Jahrunderten verschlossenen Tores durchgeführt wurde.

In seinen Ausführungen wagte er zuerst eine Zeitreise in die Nachkriegszeit, in der die Ülepooz wie Köln überwiegend in Schutt und Asche lag. Am 23. September 1955, also knapp 10 ½ Jahre nach des Waffenstillstandes der Deutschen gegenüber der Alliierten, fingen die Entschuttungsarbeiten am ehemaligen Stadttoran, die  durch Roten Funken und zahlreiche umliegende Anwohner erledigt wurden. Hieraufhin, überließ die Stadt Köln ihre ältesten Karnevalskorps die Ulrepforte für 99 Jahre in Erbpacht, so daß die Roten Funken aus dem Turm und den dazugehörigen Anbauten ihr Domizil machen konnten. 63 Jahre später, wiederrum am 23. September erfolgte sodann unter großer Teilnahme von Bevölkerung, Medien und befreundeten Kölner Karnevalsgesellschaften der erste Spatenstich mit dem Durchbruch des ursprünglichen Stadttores, welches 300 Jahre zugemauert und verschlossen war.

Inzwischen hat der Rat der Stadt Köln einer vorzeitigen Verlängerung des Erbpachtvertrages zugestimmt, so daß die Kölsche Funke rut-wieß statt bis 2034 nunmehr die Ulrepforte als historisches Bauwerk der Domstadt bis in Jahr 2133 nutzen können. Lediglich der ursprünglich festgesetzte Erbpachtzins von DM 1,00 aus 1955 hat sich verdoppelt, so daß die tradierte Karnevalsgesellschaft jetzt € 1,00 an ihre Heimatstadt überweisen müssen. Die Kosten des Erweiterungsbaus und der Um- und Sanierungsbauten innerhalb des Bestandes, belaufen sich auf rund 2 Mio. €, wovon bis dato knapp 1,1 Mio. € durch Spenden finanziert sind. Hierzu kommen weitere € 250.000,00 als städtischer Zuschuß in Form einer Kulturförderabgabe, wie Ulrich Schlüter wissen ließ. Bereist im Januar 2019 geht es weiter, da zu diesem Zeitpunkt die Tiefbauarbeiten der Bagger anfangen. Ihr Richtfest möchten die Roten Funken sodann im September 2019 feiern, damit die kompletten Gewerke im Herbst 2020 abgeschlossen sind und das Korps Turm und Caponniere wieder gänzlich in Besitz nehmen kann.

Nach dem Hauptgang, welcher diesjährig leider nicht wie traditionell Rheinischer Sauerbraten mit Klößen und Rotkraut, sondern eine Gänsekeule mit Klößen, Rotkraut und Bratapfel war, nahm Heinz-Günther Hunold die vor einigen Wochen stattgefundene ökumenische „Kölsche Mess“ seines Korps unter die Lupe. Hierbei waren € 6.000 für die Kollekte zusammengekommen, welche vom evangelischen Stadtkirchenverband verdoppelt dem Vringstreff im Severinsveedel zu Gute kam.

Mit ihrer für 2019 geplanten Aktion eine alte und leider in Vergessenheit geratene Tradition wieder aufblühen zu lassen, hatte nach Heinz-Günther Hunold Michael Lackler als Archivar das Wort. So hatte die Roten im Jahre 1929 damit angefangen, von den Besuchern des Rosenmontagszuges freiwillig Spenden zu sammeln. Hierzu richtete man kurzerhand Passierstellen ein, an denen Roten Funken platziert waren, die dem Besucher sogenannte „Kötterbüchsen“, also Sammeldosen entgegenzuhalten in die der Wegezoll floß. Im Gegenzug erhielt jeder Spender ein sogenanntes „Kötterkäätche“, womit sozusagen ein Passierschein ausgestellt war. Die „Kötterbüchsen“ sollen ab dem kommenden Jahr wieder aufleben, damit die freiwilligen Spenden einen guten Zweck zugeführt werden, über die die Roten Funken in den nächsten Wochen berichten.

Nach 13 Jahren nimmt mit Aschermittwoch 2019 Funkendoktor Pascal Solscheid seinen Abschied als aktiver Tänzer und Dienstältester Tanzoffizier der Roten Funken und zugleich des Kölner Karnevals. Zwischen 2007und 2008 gehörte Vanessa Schoenen als erste von sechs Maries an seine Seite. Hiernach folgten 2009 bis 2012 Martina Pourrier, 2013 Tanja Wolter/Jaqueline Denise Melcher, 2014 Jaqueline Denise Melcher, 2016 und 2016 Andrea Schug, sowie seit 2017 Judith Gerwing. Während erst nach Karneval 2019 das Auswahlverfahren für Pascal Solscheids Nachfolger startet, dürfen ab sofort Bewerbungen eingerichtet werden, die von Trainerin Andre Schug gesichtet werden.

Unter dem Punkt social media sind die Roten Funken auf ihre über 52.000 Follower bei facebook stolz, womit sie weit mehr als jede andere Kölner Karnevalsgesellschaft haben. Auch beim Funkefründe-Fanclub mehrt sich die Mitgliederzahl von Jahr zu Jahr, so daß die Mitgliederzahl der Roten Funken bereits überschritten ist, da bei den Funkefründe rund 700 Mitglieder bei einem Beitrag in Höhe von € 18,23 ganzjährig den Geschehnissen der Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 folgen. Einmalig kommt zum Jahresbeitrag eine Aufnahmegebühr von € 32,81 hinzu, die mit einem „Willkommenspaket belohnt wird, welches unter anderem eine „Maggelkaat“ zu vergünstigten Einkäufen oder exklusive Karten-Angebote für Veranstaltungen der Roten Funken beinhaltet.

Nach der aufgrund verschärften Sicherheitsbestimmungen im „Wartesaal am Dom“ verlegten die Funken ihre „Wibbel-Dance-Party“ (22. Februar 2019) iins „Henkelmännchen“ der LANXESS arena und haben eine neue Veranstaltung ins Leben gerufen, damit die Location des „Wartesaal am Dom“ auch weiterhin ein närrischer Anlaufpunkt der Gesellschaft bleibt. Am 16. Februar 2019 startet dort erstmals die „Funke & Fründe-Party, bei der „Kasalla“ im Rampenlicht steht. Zudem dürfen sich die Sitzungsfans des rot-weißen Korps auf eine zweite „Echt-Kölsch-Sitzung“ freuen, da dieses Sitzungsformat im großen Saal der Sartory-Betriebe am 25. Januar 2019 bereits seit Monaten ausverkauft ist. Termin für die „Echt-Kölsch-Sitzung“ 2.0 ist der 2. Februar 2019 in gleichem Haus, wo schon jetzt die Karten als Raritäten gehandelt werden.

Zum Ende jeder „Diskösch met d´r Press“ überraschen die Kölsche Funke die Medienvertreter nicht nur mit einem lecker-süßen Dessert (Mascarpone mit roten Früchten), sondern auch mit dem aktuellen Orden zur Session, sowie zwei Kölsch-Gläsern, die man ansonsten erst beim Funken-Biwak an Karnevalssamstag auf dem Neumarkt erwerben kann. Wie immer ist jeder einzelne Orden mit einer eingravierten Nummer versehen, damit die Auszeichnung nicht (vor dem Regimentsexerzieren) bei ebay zu Verkauf angeboten wird, da die Träger der ersten Orden dieser Auflage gelistet und somit zurück verfolgbar sind.

Wo im kommenden November der Presseabend der Roten Funken mit den Medien stattfindet, steht noch in den Sternen, da sich zu diesem Zeitpunkt auch das Kellergewölbe der Caponniere im Umbau befindet, um diese für künftige Knubbelabende der vier Knubbel („Streckstrump“, „Öllig“, „Dilledopp“ und „Stoppe“) auf den neuesten Stand der Technik zu bringen.

Quelle (Text): © 2018 Niklas Jäckel/typischkölsch.de; (Fotos): Hans-Georg „Schosch“/typischkölsch.de
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